Samstag, 16. August 2014

Festspiele Stockerau

Die Festspiele Stockerau sind nun seit einer Woche vorbei und allseits wird Bilanz gezogen. Das Psychosoziale Zentrum als Spendenbegünstigte überlegt, welche Anschaffungen getätigt werden können, die künstlerische Leitung evaluiert die dargebotene Schauspielkunst, die Stadtgemeinde macht sich Gedanken über die Zuschauerzahlen und die Anrainer überlegen sich, wo sie nächstes Jahr wieder 4 Wochen Urlaub verbringen werden. Alle diejenigen (der Genannten), die noch nicht mit der Aufarbeitung der letzten Wochen begonnen haben, sollten dies vielleicht bald tun.

Auch meinerseits darf ich ein paar Gedanken zum etwaigen kontroversiellen Diskurs in den virtuellen Raum stellen.
Ich habe es erst zum vorletzten Termin geschafft, war aber mehr als begeistert. Die Inszenierung war großartig, das Stück ist sowieso toll und die Schauspieler haben allesamt eine sehr gute Leistung dargeboten. Kurzum - den Abend konnte ich in vollen Zügen genießen, zumal das Catering im Vergleich zum Vorjahr sehr flott und somit gut funktioniert hat.

Was hinterlässt aber einen schalen Nachgeschmack?

1. Die Kartenpreise
In einer Kleinstadt wie Stockerau - für eine semiprofessionelle Inszenierung mit einer Vielzahl an Laiendarstellern und den wetterbedingten Unsicherheiten sollten die Kartenpreise auch dementsprechend angesetzt sein. Die beste Kategorie (die weit mehr als die Hälfte der Sitzplätze umfasste) kostete 54 Euro. Für eine Familie sind dies nicht unerhebliche Kosten und diese führen vor einem etwaigen Besuch zu mehrmaligem Abwägen. Zu bedenken ist, dass ich um das gleiche Geld in einem Theater oder Musical in Wien schon sehr gute Plätze bekomme.
In einer Klein(geistigen)stadt führt dies dazu, dass unter Berücksichtigung der sehr schwachen Auslastung Otto Normalverbraucher die billigsten Plätze bucht und gefühlte 0,2 Sekunden nach Beginn von der Seite und den hinteren Reihen in die freie Mitte stürmt und sich ins Fäustchen lacht, weil er ja ein ganz toller Revoluzer ist.

2. Das Rahmenprogramm
Noch vor Beginn der eigentlichen Festspielzeit schloss eine der angekündigten Locations für die Aperitifkonzerte aus wirtschaftlichen Gründen die Pforten - das sagt wohl viel über die Gastronomieszene und die "freundlichen" Rahmenbedingungen für selbige, in meiner Heimatstadt aus.

3. Der Kartenverkauf
Stockerauer Stadtbürger bekamen auf den Kartenpreis 20% Ermäßigung - zumindest diejenigen, die sich am Kulturamt danach erkundigten - alle anderen zahlten mangels adäquater Kommunikation den Vollpreis.
Für das Wiener Zielpublikum gibt es dann noch eine Vorverkaufsstelle in der großen Stadt und die Tickets können dort telefonisch geordert werden. Eine Auskunft über selbige Hotline, ob die Vorstellung an wetterinstabilen Tagen indoor oder outdoor stattfindet, erhofft man sich jedoch vergeblich.

4. Die Zielgruppenorientierung
Nach dem Abschied von Intendant Alfons Haider wurde mit Zeno Stanek ein neuer Weg beschritten. Die Richtung und das entsprechende Zielpublikum wird scheints aber noch gesucht. Sind es die (vorwiegend Wiener) externen Gäste? Sollen es die Stockerauer Bürger sein? Will man die Umlandgemeinden und -städte ansprechen? Weder bei der Stückauswahl noch bei der Kommunikation lässt sich ein entsprechender Schwerpunkt erkennen. Entsprechend lau zeigte sich dann auch der Zuschauerandrang.

5. Der gemeinnützige Kooperationspartner
Mit dem psychosozialen Zentrum wurde ein lokaler Partner gewählt, für den am Ende der Vorstellungen eifrig Spenden gesammelt wurden. Die Wahl des Partners erscheint bei einem Stück, in dem eine psychiatrische Einrichtung aufgrund mehr als fragwürdiger Behandlungsmethoden mehrere Menschenleben fordert, durchwegs interessant - auch im positiven Sinne. Der wohlgesonnene Besucher wünscht sich beim Spendenaufruf allerdings keine Ansage wie "die Institution braucht einen Bus für Ausflüge und einen Clubraum" sondern eher wie "wir sind froh dass die Klienten dort besser behandelt werden, als jene im Stück".

Aus Verbundenheit mit meiner Heimatstadt, aus persönlicher Sympathie für den Intendanten und aus Interesse werden ich auch im nächsten Jahr wieder die Festspiele besuchen.
Ob die gerade stattfindende Evaluierung seitens der maßgeblichen Player zu einer Verbesserung mancher Rahmenbedingungen führt, wird sich zeigen.

robe

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