Montag, 26. November 2018

Was ist Journalismus

Je näher man an manchen Sachen dran ist, desto kritischer wird mituner der Blick darauf - zumindest ist das bei mir der Fall.

Auf Twitter bin ich über einen spannenden Satz von Wolf Lotter gestolpert: "Journalismus ist nicht, wenn man seine eigene Befindlichkeiten für Nachrichten hält. Für sowas gibt es die Mutti und Tagebücher. Danke."

Den Satz könnte man wohl manchen der gemeinten Opinion Leadern ins Stammbuch schreiben, doch ist die Frage, ob nicht gerade Twitter eine Form von Tagebuch ist - eines, das manche halt ein bisschen öffentlich führen.

robe

Montag, 26. März 2018

Glück und Unglück

In der März 2018 Ausgabe des Bergwelten Magazin war ein sehr analytisches Interview mit Reinhold Messner. Als eher Kletterer und doch auch ein ganz wenig Bergsteiger interessiere ich mich natürlich für Messner, doch schätze ich an ihm seine philosophische und mentale Seite mehr als die bergsteigerische.

Im Interview hat mich dann ein Satz übermannt:
"Solange sich jemand fragt, ob er glücklich ist oder nicht, ist er unglücklich."

Ich habe selbst aus Eigenantrieb nie über diese Frage nachgedacht, sondern immer nur, wenn andere Leute darüber sinniert haben - das werte ich mal tendenziell als gutes Omen.
robe

Freitag, 9. März 2018

Väterkarenz - Teil II

"Aber beim zweiten Kind möchte ich genauso lange zuhause bleiben wie du - also ein ganzen Jahr", mit diesen Worten hat meine Frau wohl nicht gerechnet.
Zur Erinnerung: Beim ersten Kind haben wir uns die Karenzzeit elterlich 12+6 aufgeteilt. Dies lag vor allem auch daran, weil wir den zweiten Zwerg mit relativ knappem Abstand planten und auch bekamen. Somit war nach Ablauf meiner Karenzzeit meine Frau bereits wieder in Mutterschutz.
Lady Maryan hatte sich insgeheim wohl selbst ein bisschen längere Karenzzeit erhofft, doch länger als 2 Jahre wollten wir nicht Vollzeit bei den Kindern verbringen, somit blieb nur die Aufteilung 12+12 übrig.

Väterkarenz ist leistbar
Ich habe nie die Argumente der (gut verdienenden) Väter verstanden, dass es sich finanziell nicht ausgeht, wenn "er" zuhause bleibt. Ja, man muss den Gürtel enger schnallen - vor allem wenn das Haupteinkommen wegfällt, doch mit der entsprechenden Planung und ein wenig Genügsamkeit ist auch das möglich.
So eine Schwangerschaft kommt in den meisten Fällen nicht völlig überraschend und selbst wenn, bleibt immer noch genug Zeit um ein paar Rücklagen zu bilden. Inklusive einer angenommenen Karenzzeit von 12 Monaten der Mutter bleiben also rund 20 Monate um zu sparen. Ein Gedankenexperiment: 20 Prozent weniger Einkommen sollte speziell für Besserverdiener bewerkstelligbar sein (alleine der Wegfall des bisherigen Winterurlaubs, der mit dem kleinen Zwerg vielleicht ein bis zweimal ausfällt, birgt schon viel Potenzial). Macht in Summe eine Ersparnis für 3 Monate (unbezahlte) Karenz. Für zwei weitere Monate gibt es Kinderbetreuungsgeld in Höhe von maximal rund 2.000 Euro. Finanzielle Argumente gegen ein halbes Jahr Väterkarenz kann ich also nicht nachvollziehen.

Väterkarenz ist teuer
Was wirklich ins Geld geht, ist die Zeit, um das wenige Geld auszugeben. Während man in der Berufswelt die Geschäftsöffnungszeiten selbst im Büro verbringt, besteht der Tagesablauf in der Karenz aus langen Spaziergängen, Kaffeehausbesuchen, Hol- und Bringwegen zum Kindergarten und ähnliches. All dies führt einen an Auslagen und Geschäften vorbei. Mehr noch, man(n) ist zum Einkaufen gezwungen: Windeln und Babynahrung (ach da nehm ich noch ein paar gebratene Wildschweinkeulen mit), Zutaten fürs tägliche Mittagessen (heute darfs mal der gut getrocknete Tee aus dem Sherwood Forest sein), neues Gewand (ja, diese Sandalen sind aber süß, die muss ich haben) und Spielzeug (Little Robin Hood braucht ja unbedingt schon einen eigenen Bogen).
Kurz gesagt: An einem durchschnittlichen Karenztag hab ich fast mehr Geld ausgegeben, als bei einem Wochenendeinkauf vergangener Zeit. Dies vor allem, wenn der große Zwerg beim Shoppen dabei war und selbst schon den Einkaufswagen befüllte. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Faktor Zeit für längst Aufgeschobenes. Die neue Sandkiste im Park von Nottingham, das Hochbeet auf der Burgmauer oder ein neues Möbelstück für die Kinderstube - und schon muss neues Werkzeug oder Material angeschafft werden.
Finanziell überlebt haben wir das nur mit der oben bereits angeführten Genügsamkeit. Ich musste lernen zu verzichten und meinen Tagesablauf nicht nur in Einkaufstouren zu planen. Ein besonderer Dank ergeht auch an dieser Stelle an Lady Maryan die den Shopaholic in mir behutsam gewähren ließ und dennoch bremste.

Mein Tages-Wochenablauf

Dass die Karenz nicht zur persönlichen Selbstverwirklichung dient, war mir bereits vom ersten Kind bekannt und bewusst. Erschwerend hinzu kam diesmal Zwerg Eins, der eigentlich den Haupt-Tagesablauf bestimmte: In der Früh in den Kindergartenwald bringen, Mittags wieder abholen - zeitlich koordiniert mit dem Mittagsschlaf von Zwerg Zwei. Am Nachmittag das große Kind beschäftigen und dazwischen versuchen, dass alle überleben und die Welt (sowie die Waldhütte) nicht untergeht.
Für Zwerg Zwei schaffte ich es zumindest einmal pro Woche zum Babytreff und einmal zum (von mir geleiteten) Eltern-Kind-Turnen auf der Waldlichtung. Sehr geholfen hat mir wieder mein bewährter Wochenplan: Die Struktur ist nötig, um so Banalitäten wie Spielzeit tatsächlich einzuplanen - Karenz sollte schließlich nicht nur Hausarbeit und Freizeitstress sein.
Ein wenig übertrieben hab ich es wohl mit den Baby/Kind-Kursen. Über die Wintermonate lief parallel mein Eltern-Kind Turnen für die Kleinen und zwei KletterKrabbel Einheiten bei unterschiedlichen Sportvereinen.

Ein Rückblick:
Was gibt es zu den Vorhaben der ersten Karenz zu sagen:
Sport: Der Stress mit zwei Kindern reichte aus - das Verlangen mich selbst noch körperlich zu betätigen war enden wollend.
To-Do-Liste: In der Karenz hab ich wahrscheinlich weniger bewerkstelligt, als "nebenbei". Und das nächste Großprojekt (Baumhaus) werd ich wohl jetzt wieder irgendwo für die Wochenenden einplanen.
Gitarre lernen: No Comment
Bloggen: Selbst für dieses Resümee hab ich jetzt 8 Monate gebraucht...

Der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt
Mir war schon vor dem Karenzantritt klar, dass ich in meinen alten Job der durchsetzt war von der englischen Bürokratie und Aristokratie eher nicht zurückkehren wollte. Nachdem sich dort über die Zeit die Dinge auch nicht auf eine Art verändert hatten, um mir eine freudige Rückkehr schmackhaft zu machen, wollte ich mich anderwertig orientieren. Klar war aber, es gibt mich nur als Vater. Ein Vollzeitjob mit unflexiblen Arbeitszeiten, bei dem ich die Kids wochentags nur selten sehe, kam für mich nicht in Frage. Umso glücklicher bin ich mit der Option, die sich für mich danach aufgetan hat. Eine 4-Tage Woche und Arbeitszeiten, die es mir erlauben die Kids entweder in der Früh in den Kindergartenwald zu bringen oder abends mal auf ihr Nachtlager zu legen, tragen unendlich viel zu einer positiven Worklife-Balance bei. Dafür nehme ich es auch in Kauf, dass ich nun mit meinem Firmenhandy in zweiter Ehe verheiratet bin und abends und am Wochenende nicht mehr wie bisher "abschalten" kann. Für diesen Job habe ich dann auch gerne auf das letzte Karenzmonate verzichtet (wodurch es letztlich eine 12+11 Aufteilung wurde). Auch da zeigte sich der familiäre Zusammenhalt und das Verständnis der Kids im Sherwood.

Die Partnerschaft

Für meine Frau war es toll, beruflich wieder voll durchstarten zu können. Sie weiß unsere Kinder bei mir als gleichberechtigten Partner in guten Händen. Spielzeugtag im Kindergarten, Bastelstunden und ein wohlsortierter Kleiderkasten werden von mir ebenso bewerkstelligt. Vielleicht sogar ein bisschen zu viel, denn nun gibt es Diskussionen, ob denn die Steinschleuder oder die Maultrommel besser für den Spielzeugtag ist. Aber ich glaube, diese Debatten nimmt sie gerne in Kauf, hat sie schließlich in mir einen Partner auf den sie sich voll verlassen kann und der sich seiner Rolle als Vater bewusst und selbstbewusst stellt.

Was zu kurz kam
Besser kann man immer etwas machen. Bei mir wäre es vielleicht eine noch bessere Betreuung von Zwerg Zwei gewesen. Die Aufmerksamkeit lag wohl zu 80% bei dem designierten Thronfolger. Anfangs war das vor allem für mich noch ok und er ist so wahrscheinlich noch enger mit mir verbunden als es nur durch die damalige Karenz erfolgt wäre. Diesmal hat das Kind den Papa in der Karenz unmittelbarer und vor allem bewusster erlebt und so war der Wechsel zurück in die Arbeitswelt für mich eine kleinere Umstellung als für den Nachwuchs. Oft hatte ich jedenfalls das Gefühl, dass ich den Fokus doch hätte anders verteilen sollen. Naja, Pech gehabt Zweitgeborenes - ich bin ja selbst Zweitgeboren und habs auch überlebt... Wirklich schade ist es, dass wir uns schließlich doch (aus finanziellen Gründen) gegen die musikalische Früherziehung entschieden haben. Vor allem in Anbetracht der elterlichen musikalischen Begabung, wäre dieses Geld gut investiert gewesen.

Fortsetzung folgt nicht
Das Thema Familienplanung ist für uns nun abgeschlossen. Wir sind mit den beiden Zwergen überglücklich und fühlen uns in dieser Viererschaft wohl. Nun heißen die neuen Herausforderungen Nachmittagsbetreuung mit Großeltern koordinieren und die ersten Kindergartenprobleme lösen.
Ich habe zwar nicht jeden Tag genossen, aber keine einzige Woche zuhause bereut. Um nichts in der Welt will ich diese Erfahrung missen und kein Geld (Mehrverdienst) kann das Erlebte aufwiegen.
robe

PS: Nachdem ich mich in diversen meiner Blogeinträge über gesundheitliche Probleme mit dem Rücken oder den Knien beschwert habe: Ein Monat nach Karenzbeginn waren alle Beschwerden wie weggeblasen. Die tägliche körperliche Betätigung im Alltag, der permanente Stellungswechsel zwischen Spielen am Boden, Kind tragen, hockerln usw haben den Körper aktiviert. Ja, ein Tag zuhause ist um ein Vielfaches anstrengender, als ein Tag im Büro - aber diese Erfahrung war für mich nicht neu.

Freitag, 24. November 2017

ÖBB Ticketautomat

Bahnreisen hier im Sherwood Forrest sind nicht gerade einfach.
Jetzt hat der staatliche Fast-Monopolbetrieb, der mit 5 Milliarden Euro jährlichen Zuschüssen aus dem Budget bereits gut subventioniert - auf Kosten der Steuerzahler - wird, für eine potenziell noch höhere Steuerlast gesorgt. Die Automatensoftware wurde umgestellt.

Nichts als Ausreden
Offiziell wird diese Systemumstellung mit einer Vereinheitlichung (am Automat, im Internet und über die mobile Anwendung) und besseren Bedienbarkeit argumentiert.
Die Realität sieht allerdings leider anders aus.

Bitte Warten
Beim alten System konnte ich ein Vorteilscard Ticket vom Sherwood Forrest bis nach London (hin u retour) binnen 10 Bildschirmberührungen kaufen.
Beim neuen System muss ich für dasselbe Ticket 23 mal auf den Bildschirm drücken.
Damit erhöht sich nicht nur der Zeitaufwand bei den Automaten was zu längeren Warteschlangen an den ohnehin bereits zahlenmäßig reduzierten Automaten an manchen Standorten führt, sondern die Lebensdauer der Automaten reduziert sich aufgrund der intensiveren Inanspruchnahme ebenfalls.

Ressourcenverschwendung
Das neue Ticket ist vom Papierformat doppelt so groß wie das alte Ticket. Und es wird ein extra Ticket für die Rückfahrt ausgedruckt – der Papierverbrauch ist also bis zu viermal so hoch.
Damit verbunden ist also nicht nur eine höhere Umweltbelastung und ein erhöhter Materialverbrauch (der doch auch Kosten verursacht), sondern auch ein höherer Serviceaufwand, weil das Papier im Automaten öfters nachgefüllt werden muss.

Kosten, nichts als Mehrkosten

Zusammenfassend: Neues System bedeutet vierfachen Materialeinsatz, mehr als doppelt so lange Bedienzeit, höhere Umweltbelastung, kürzere Serviceintervall und geringere Nutzungsdauer der Geräte.

Alles im Sinne der Kunden? Nun - eher früher als später wird sich das in höheren Ticketpreisen niederschlagen.

Die ÖBB möchte trotz der vorliegenden Argumente am neuen System festhalten. Dazu fällt mir nur eines ein: Ein Fehler kann jedem passieren, in einem Fehler verharren ist aber nicht besonders schlau.

robe

Freitag, 25. August 2017

Sunny Bunny Kinderhotel

der beste Marketingprofi den ich kenne, ist Sunny Bunny. Ein (lebensgroßer) Hase, der als Maskottchen für das Hotel Sonnenpark in der Sonnentherme Lutzmannsburg dient.
Einmal dort, haben sich die Kinder natürlich sofort in ihn - und seine Freundin Pinky Bunny - verliebt und forthin wird für jeden (Kurz)Familienurlaub gnadenlos der Lieblingshase eingefordert.
Wie gut ist aber das Hotel samt Therme? Und vor allem - ist es seinen durchwegs stolzen Preis wert? Dazu ein klares JEIN. Zum Standardtarif (über 500 Euro für ein Nicht-Standard-Zimmer) ist das Hotel definitiv überbezahlt, bei besonderen Angeboten (2 Tage eine Nacht um gut 300 Euro im Standardzimmer) ist es zwar gehobene Preisklasse, aber was tut man nicht alles für die Kinder...

Rezeption / Hotel
Das um und auf in einem Hotel ist die Rezeption. Nebs Check-In und Check-out, der gut und flott funktioniert, hat man im Regelfall eher selten mit der Rezeption zu tun. Außer...
Nachdem wir für die Nacht noch einen zusätzlichen Rausfallschutz für den Zwerg brauchten, versuchten wir diesen bei der Rezeption anzufragen. Am Zimmertelefon ist zwar netterweise ein Button für die Rezeption, damit landet man allerdings im Nirvana. Nach der oberflächlichen Suche nach einer Nummer, zücke ich in modernen Zeiten halt mein Handy und rufe so zwei Stockwerke tiefer an...
Dort wird zugsichert, dass sich der Zimmerdienst sofort darum kümmert. Nun eineinhalb Stunden später war immer noch kein Rausfallschutz zu sehen, also hab ich ihn halt selbst von der Rezeption geholt.

Das Restaurant
Service ist jedenfalls nicht ihr Success. Die Bedienung im Restaurant ist ebenso langsam wie unqualifiziert. Beim Frühstück stehen drei Mitarbeiterinnen zum Kaffeetratsch in einer Ecke, statt selbigen den Gästen zu servieren.
Beim Abendessen wird mein bestelltes vergorenes Kaltgetränk - inklusive Kondensationsflüssigkeitsrand auf der Glasunterseite - direkt auf die Zeichnung vom Zwerg gestellt, die auf dem Tisch liegt...
Apropos Getränke. Während noch vor zwei Jahren Soft Drinks an der Selbstbedienungstheke zur freien Entnahme waren, werden diese nunmehr ausschließlich serviert - und verrechnet. Die Verrechnung ist jedoch ein großes Geheimnis, denn weder am Tisch, noch an sonst sichtbarer Stelle im Restaurant befindet sich eine Preisliste. Die Gäste dürfen sich somit am Ende der Mahlzeit überraschen lassen.

Programm / Animation
Vorwiegend im Hotel, teilweise auch in der Therme kümmert sich ein eigenes (Sunny Bunny) Animationsteam um durchwegs gutes Programm.
Was steht denn am Programm? Gute Frage!
Bei der Rezeption gibt es ab den Mittagsstunden Programmzetteln nur noch auf Ungarisch und Englisch. Wenn man dann das Tagesprogramm laut Flyer mit dem ausgehängten Wochenprogramm vergleicht, finden sich mitunter unterschiedliche Beginnzeiten für den gleichen Programmpunkt.
Nachdem einige Aktivitäten ohnehin wetterabhängig sind, klärt man dies am besten durch Nachfragen...
Die Rezeption weiß über das Programm nicht Bescheid. Umhereilende Mitarbeiter vom Animationsteam können zwei Stunden vor Programmstart keine Einschätzung über outdoor/indoor abgeben. Beim dritten Anlauf erfahre ich endlich, dass das Programm indoor stattfinden wird, was jedoch konkret die Alternative zur ursprünglich geplanten Outdoor Aktivität ist, weiß auch sie nicht.
Auch das Personal ist im Laufe der Jahre nicht besser geworden. Schlief Zwerg 1 anno dazumals mit einem knappen Jahr bei der ausprobierten Kinderbetreuung nach vergnügtem Spielen schließlich seelenruhig am Arm, konnte Zwerg 2 mit über zwei Jahren dieses Mal trotz gleichzeitiger Anwesenheit im Kindergarten des geschwisterlichen Konterparts partout nicht dort gehalten werden.

Merchandising Artikel
Bei der Abreise bekommen die Kids dann noch eine (teure) Kleinigkeit aus dem Souvenirshop zugestanden. Für das Kindergartenkind wird es also eine Jausenbox. Nach gerade mal 6 Wochen ist der Verschluss abgerissen- nach ca achtmaliger Verwendung. Die Merchandising Jausenboxen anderer Firmen halten bereits seit mehreren Monaten!
Die (Gratis) Buntstifte als Give-Away dienen eher als Ausstellungsstück denn als Malstift. Die Farbqualität ist schon nicht vom feinsten, doch ist der Stift einmal vom Tisch gerollt (kommt ja bei Kindern kaum vor), zerbricht die Mine innerlich in unzählige Fragmente und ein neuerlicher Einsatz ist undenkbar.

Ja, lieber Sunny Bunny. Wir werden dich wieder besuchen - aber nur, weil wir "müssen".
Für die Glückseligkeit der Kids eine Empfehlung.
Für die (bei dem Preis hohen) Erwartungen, eher eine Enttäuschung.

robe

Montag, 21. August 2017

Gutes Schlechter Machen

Warum der neue Edelrid Fraggle II nur sehr bedingt brauchbar ist

Es war einmal ein Kinder-Klettergurt, der nahezu perfekt war.
"Fraggle" war sein Name. Edelrid hat ihn produziert.
Und dann wurde er gnadenlos verschlechtbessert...

Warum brauchen Kinder Klettergurte?
Klettern ist intuitiv (vor allem für kleine Kinder die überall hinauf wollen). Klettern ist gesund (stärkt den Körper). Klettern macht Spaß und Klettern fördert von der Körperwahrnehmung über Gleichgewicht bis hin zur Sensorik viele vernachlässigte Bereiche. Kurz: Klettern ist toll - bereits für Kinder.
Als Klettertrainer und Jungvater war mir die frühkindliche Prägung bei meinen Mäusen natürlich sehr wichtig. Daher gründete ich im Sherwood Forest eine Gruppe mit dem Titel "Kletterkrabbeln". In meiner Freizeit streunte ich durch umlegende Klettergebiete und meine Mäuse erklommen die herumstehenden Bäume, Felsen (und künstlichen Kletterwände).
Das hat mit dem alten Edelrid Fraggle auch gut funktioniert, doch dann kam der Relaunch...

Unbrauchbares neue Produkt
Warum aber taugt der Klettergurt nun nicht mehr?
Der alte Fraggle war für Kinder von 1 bis über 10 Jahre größenmäßig anpassbar. Aber der neue? Bereits mein kleiner Zwerg (ca 2 Jahre, 9,9kg auf 85 cm - also defintiv kein Adipositas-Baby) passt beim XXS mit einer dickeren Hose (Softshell-Wanderhose; von einer Skihose - für dessen Einsatzbereich der Fraggle auch angepriesen wird - ganz zu schweigen) nicht mehr in die Beinschlaufen.
Der große Zwerg (nunmehr fast 4 Jahre alt, 105 cm groß und mit 13 kg auch kein kindliches Schwergewicht), hat im XXS und der engen Bauchschnalle selbst mit normaler Hose bereits Probleme bis hin zu Beklemmungen. Bei der nächsten Größe - dem XS - sind jedoch die Träger noch mindestens 10-15 cm zu groß.
Was bleibt ist die Analyse, dass es für den XXS aus meiner Sicht keine Zielgruppe gibt und der XS erst Kindern ab 5-6 Jahren passt.

Kinder sollen keine Ordnung halten
Als ordnungsliebender Vater und als Klettertrainer ist es mir wichtig, dass die Kids nach dem Klettervergnügen wegräumen. Selbst als Erwachsener breche ich mir die Finger, wenn ich versuche den Gurt wieder in das neue Gurtsackerl zurückzustopfen. Mein Kind scheitert kläglichst - Frustration inklusive. Als Kletterkurstrainer will ich am Ende der Kursstunde nicht die Gurte für alle Kids einpacken.

Schade um ein ehemals gutes Produkt,
aber Gott sei Dank gibt es noch andere Hersteller am Markt und deren Produkte sind weiterhin für (meine) Kids universell einsetzbar.

robe

Montag, 8. Mai 2017

WingsForLifeWorldRun 2017

Ein kleiner Erfahrungsbericht aus der Welt des Sports.

Der WfLWorldRun war bisher sicher mein größter Laufevent und hat durchwegs Lust auf Mehr (Kilometer) gemacht.
Das Konzept zu erklären erspare ich mir an dieser Stelle, sondern verweise auf die offizielle Website: www.wingsforlifeworldrun.com

Ein paar Impressionsgedanken aus denen sich auch Verbesserungsvorschläge ableiten ließen:

Am meisten beeindruckt haben mich die Warteschlangen vor den Toiletten am Start - kleiner Tipp: 2 Minuten vor dem Startschuss kommt man gleich dran und wenn man aus den hinteren Reihen startet, bleibt genug Zeit, denn:
Nach dem Startschuss hab ich mich mal 3 Minuten überhaupt nicht bewegt, nach 5 Minuten konnte ich locker zu traben beginnen und nach 7 Minuten habe ich die Startlinie passiert und damit wichtige Zeit auf das CatcherCar verloren.

Dass die Startaufstellung in Blöcken erfolgt, ist organisatorisch klar, wenn auch für schnellere Läufer von weiter hinten mühsam. Besonders mühsam sind TeilnehmerInnen, die ohnehin nur Walken wollen, sich aber besonders weit vorne im Block aufstellen und dann als gemütliche Wandergesellschaft den halben Ring blockieren.

Die nächste Erkenntnis ist am wenigsten überraschend: Gerade beim WfL Run kommt man viel weiter als gedacht - das Konzept des CatcherCars pusht enorm und ich habe meine bisherige Bestleistung um 50% überboten.

Die wichtigste Erkenntnis für mich persönlich (auch weil ich einen echt guten Tag hatte): Nicht JedeR der vor einem läuft, ist schneller. Ich war eher meistens gebremst und hatte zu wenig den Mut, mich aktiv nach vorne zu orientieren.

Fürs Überholen: Nicht nur die Lücken nützen, sondern vor allem die Ränder an breiten Stellen. Engstellen sind ja überhaupt so eine Sache und verblüffend war auch, wie ungeschickt sich die Leute bei Kurven anstellen - instinktiv ziehen alle nach innen, was den gesamten Fluss massiv hindert.

Ein wenig mühsam waren auch die Labestellen. Als solche zwar gut gekennzeichnet, doch in sich zu klein beschriftet hinsichtlich Wasser und allen anderen möglichen und unmöglichen Getränken.

Bei der ersten Ausschank waren für die hinteren Leute überhaupt keine Becher mehr vorbereitet, was viel Zeit/Energie gekostet hat.
Nach den Getränkeständen waren zuwenig Mülltonnen aufgestellt und diese zu knapp nach den Tischen. Dies führte zu einem unsäglichen Becher(später Bananen)teppich über den sich nachkommende TeilnehmerInnen quälen mussten.

Begeistert hat mich die Top-Organisation bei der Startnummernausgabe und selbstredend die wirklich tolle Stimmung vor Ort, am Start, entlang der Strecke (großartiges Publikum!) und im TeilnehmerInnenfeld.

Die teilnehmenden Promis sind ein nettes Add-On, man bekommt aber wenig von Ihnen mit - ich hab irgendwann sowohl Gregor Schlierenzauer als auch Marcel Hirscher und Thomas Morgenstern überholt, ohne sie aber wahrzunehmen.

In Summe sowohl als Läufer zu empfehlen, als auch als Zuschauer - eine feine Sache für die ganze Familie.

robe

Sonntag, 26. Februar 2017

Refugees Welcome @ Sherwood Forrest

Warum nehme ich eine Flüchtlingsfamilie auf?
Sommer 2015 – gerade wurde ich zum zweiten Mal Vater. Ein Ereignis, das für mich persönlich zwar überaus wichtig war und ist, von dem die Welt aber dennoch nur sehr bedingt Notiz genommen hat. Viel weltbewegender war in diesem Sommer die Völkerwanderung aka „Flüchtlingswelle“ die mehr als halb Europa beschäftigt hat. Hunderttausende Menschen strömten über verschiedene Routen vorwiegend aus Afrika bzw. dem arabischen Raum richtung Europa. Richtung Sicherheit, Frieden aber auch Wohlstand.
Die enorme Zahl sich bewegender Menschen stellte die dazumal vorherrschenden Gewohnheiten und Systeme bzw. Länder vor eine enorme Herausforderung oder überforderten diese schlichtweg. Die österreichische Zivilbevölkerung konnte (oder wollte) weit flexibler agieren als das offizielle (bestens verwaltete) Österreich. Es zeigte sich in wenigen Wochen eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität. Unser Lieblingsnachbar wanderte mit der „Wir schaffen das Parole“ voran und viele wanderten mit bzw. hin. Zwischendurch stockte es oder spießte sich, was zu Problemen unterschiedlicher Größenordnung führte. Andere Länder (beispielsweise aus der ehemaligen Monarchie) zeigten sich weniger euphorisch und in all dem Durcheinander versuchten Einzelpersonen bzw. Netzwerke ihren eigenen Profit mit der Not und dem Elend anderer zu machen. Bilder oder Nachrichten wie jene über den Kastenwagen mit über 70 Toten erschütterten nicht nur unser eigenes Land.
All den Trubel habe ich bedingt durch mein Jungvaterdasein und die damit verbundenen Arbeiten, Pflichten und Sorgen teilweise nur bedingt wahrgenommen. Eine politische Meinung mir zu bilden – die dann über Monate bestand haben könnte – dafür hatte ich keinen Kopf. Lösungen im großen Rahmen zu finden (abseits der populistischen), die für alle Beteiligten das Beste (was auch immer das heißt) wären, war nicht meine Aufgabe. Nichts zu tun/denken, war nicht mein Stil.
Als Jungvater konnte und wollte ich nur eines nicht verstehen/akzeptieren: dass in unserem Wohlstandsland und Sozialstaat Neugeborene, Babys und Kinder in einem Flüchtlingslager im Freien bei Wind und Wetter Nächte am Boden verbringen müssen. Gutmensch, Volksverräter, Links, Rechts, Realitätsverweigerer,… – alles Begriffe die mich weder grundsätzlich noch für mich und mein Engagement interessierten. Die politischen Probleme soll(t)en die Politiker lösen, die menschlichen Probleme müssen mitunter die Menschen lösen. Und nachdem ich kein Politiker bin, beschloss ich gemeinsam mit meiner Frau, dass wir eine Flüchtlingsfamilie bei uns aufnehmen wollen.

Wo finde ich eine Flüchtlingsfamilie?
Was zunächst leichter klingt als man denkt, stellte eine überraschend große Hürde dar.
Zunächst zu meine Wohnsituation. Ich besitze eine schöne Höhle im Sherwood Forest mit einer Art Ausgedinge Höhle nebenan. In dieser Nebenhöhle befinden sich Räumlichkeiten, die Hausbesitzer normalerweise in ihren Keller verlagern (Technikraum, Waschraum, Fitnessraum, Werkstatt,…). Beide Gebäude sind getrennt begehbar, teilen sich aber das gemeinsame Haustor. Ich hatte also vor einen Teil meines Reiches auch baulich und räumlich abzutrennen und als eigene Wohneinheit mit Küche/Badezimmer und Wohn/Schlafzimmer zu adaptieren. Geplant und noch nicht getan bot ich dieses Objekt der örtlichen Caritas an, die das Angebot nach einem Lokalaugenschein höflich aber doch mangels Nachfrage! ablehnte. Ok. Stop. Nein. Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr. Das ganze Land sucht Wohnungen für die Flüchtlinge, in Traiskirchen schlafen Menschen im Freien bei Regen am Boden, der Winter kommt und meine „Zwei-Zimmer-Wohnung“ soll nicht gut genug sein?
Also bot ich das Objekt übers Internet der Diakonie Wohnberatung an, die sich nach 2 Monaten! meldete. In letzter Konsequenz bewarb ich meine Herberge selbst über das Internet, bzw. informierte Freunde und Kollegen die sich bei Train of Hope und anderen Aktionen engagierten. Binnen 2 Tagen hatte ich so etwa ein halbes Dutzend loser Interessenten, von denen ich der ersten Familie – ohne sie gesehen bzw. kennengelernt zu haben – zusagte. Es war für uns absolut ein Sprung ins kalte Wasser. Ich ging das Projekt weder blauäugig, naiv oder hoffnungsvoll bzw. pessimistisch an. Aus sozialer bzw. christlicher Überzeugung war es mir wichtig, anderen Menschen zu helfen – wenn die dazu berufenen Organisationen/Institutionen schlichtweg versagten bzw. überfordert waren. Ich fuhr also nach Traiskirchen (besorgte unterwegs noch ein halbe Küche) und lernte „meine Familie“ kennen. Ein Mann aus Syrien, der in der Ukraine geheiratet hatte und mit seiner Frau auf der Flucht in der Türkei ein Kind bekommen hatte. Sie sprach hervorragend ukrainisch und russisch, wenig arabisch, de facto kein Englisch und konnte auf deutsch bis 10 zählen. Er sprach hervorragend arabisch, sehr wenig russisch, in Fragmenten englisch und kein Wort deutsch. Ich habe als Muttersprache deutsch, kann passabel englisch und habe von den anderen Sprachen keine Ahnung wie man sie spricht, liest geschweige denn schreibt (malt) – und wir haben uns einen Abend lang hervorragend unterhalten (ok – es war ein arabisch/deutsch Dolmetscher dabei).
Es begann ein bürokratischer Spießrutenlauf, der sich über die Bankenwelt, caritative Hilfseinrichtungen, das örtliche Meldeamt bis nach Traiskirchen zog. (Kurz zusammengefasst: Aus Traiskirchen darf man nur mit Bankverbindung raus, für eine Bankverbindung braucht man eine Meldebestätigung, für die Meldebestätigung muss man persönlich aus Traiskirchen raus. Wer war in diesem Dreieck am flexibelsten? Falsch: Traiskirchen!) Dann folgte ein beiderseitiger Nervenzusammenbruch, weil meine Familie – trotz unterschriebener Meldebestätigung – in ein anderes Bundesland verlegt werden sollte und noch ein paar unerfreuliche Überraschungen.
In der Zwischenzeit hatte ich ein Bett und Waschmaschine sowie Gitterbett, Wickeltisch und Kinderwagen organisiert, die Küche und eine Abwasch aufgestellt, Türen notdürftig installiert und ein paar Kleinigkeiten besorgt (auch und vor allem dank der unglaublichen Hilfsbereitschaft in unserem Freundes- und Bekanntenkreis!).
Eine Woche später zogen die drei bei uns ein. Eine wildfremde Frau umarmte und küsste meine Frau voller Dankbarkeit – in Aussicht auf ein eigenes Bett, in einer eigenen Wohnung und in der Hoffnung auf eine ruhige Nacht. Wir begrüßten unsere Familie mit selbst gebackenem Apfelstrudel, Kaffee und Tee und versuchten die ersten Worte zu wechseln.

Wie lebt es sich mit einer Flüchtlingsfamilie?
Diese Frage ist ebenso schwer wie leicht zu beantworten. Im Grunde würde ich sagen wohl genauso wie mit jeder anderen Familie/Person mit der man mehr oder weniger viele Berührungspunkte hat.
Jeder hat sein eigenes Leben, jeder hat seinen eigenen Rhythmus. Entsprechend gab es Tage, an denen wir uns viel gesehen haben, aber auch Wochen in denen wir fast nicht merkten, dass jemand bei uns eingezogen ist. Unsere Flüchtlingsfamilie war ebenso interessiert wie engagiert. Die ersten Wochen und Monate waren dominiert von dem Bestreben, das Leben zu organisieren. Behördenwege standen ebenso am Programm wie Arzttermine. Im Mittelpunkt stand das Ankommen im Sherwood Forrest – beginnend mit der Organisation eines Deutschkurses bis zu einem Bekanntmachen mit dem Muslimischen Zentrum – in dem sich vor allem der Vater als Arabisch- und Religionslehrer sehr wohl fühlte. Was ich in diesen Tagen und Wochen vermisste, war eine Hilfe von außen. Erhofft hatte ich mir diese vor allem von diversen caritativen Organisationen. Da kam allerdings ebenso wenig wie auf individueller Ebene. Meine Hoffnung: „Ich habe eine Wohngelegenheit, um den Rest kümmert sich jemand, der auch helfen will, dem aber die räumlichen Ressourcen fehlen, der aber mehr Zeit hat als ich“, war wohl naiv. So hatte ich neben zwei eigenen Kindern teilweise auch drei neue zu betreuen und es dauerte, bis ich dafür entsprechende Hilfe gefunden hatte.
Es war schön zu sehen, wenn als Dank für mein Engagement von meiner Flüchtlingsfamilie viel zurück kam – sei es eine unterstützende Hand im Garten oder auch ein kleiner Kuchen. Interessant war es auch die andere Kultur kennenzulernen. Als kommunikativer (und textlastiger - wie man an der Länge des Artikels sieht) Mensch war der defacto Wegfall auf sprachlicher Ebene für mich oft schwierig. So lachten wir mitunter über sprachliche Missverständnisse oder schluckten einfach etwas hinunter: Wie sage ich jemandem, dass mir der Kuchen nicht schmeckt und ich in Zukunft keinen mit diesen Gewürzen mehr möchte, wenn ich die Sprache nicht spreche und nicht beleidigend wirken möchte?? Wie verstehe ich, dass jemand Hilfe braucht, wenn er mich nicht um Hilfe bitten möchte?

Zwei Anekdoten: Meine Flüchtlingsfamilie war unendlich höflich: Nie würden sie ein Geschenk (etwa ein Paar Schuhe) beim ersten Angebot annehmen – ich musste sie ihnen zweimal anbieten. Nie würden sie ein Geschenk (eine Jacke) ablehnen, wenn sie diese wirklich nicht wollen/brauchen. (wenn ich das wüsste, kann ich sie aber jemand anderem schenken). Dies sind zwei Beispiele, die es für mich nicht immer leicht gemacht haben.
Meine Flüchtlingsfamilie hat im Jänner ihren positiven Asylbescheid bekommen und im Frühjahr war dann mit der Mindestsicherung alles auf Schiene – so stand ihre Existenz auf einer guten Grundlage. Entsprechend wuchs (nicht zuletzt aufgrund entsprechender finanzieller Anreize in unserem Sozialsystem) ihr Wunsch, nach einer eigenen/größeren Wohnung und sie sind im Herbst 2016 nach einigen Wochen der Suche schließlich in eine andere Höhle im Sherwood Forrest gezogen.

Resümee
Was mir nicht gelungen ist: Meine Flüchtlingsfamilie hat ihre Wohnung nie als die ihre betrachtet, sondern sich stets nur als Gast gefühlt. Es gab dementsprechend bei ihnen kaum eine Form der Eigen-/Mitverantwortung: Wann wird die Mülltonne rausgestellt, wann gehört der Rasen gemäht, wann bleibt das Eingangstor für einen kurzen Weg in der Stadt offen oder wird es jedesmal penibel geschlossen (Ja – der Elektromotor fünf mal zwischen 23 Uhr und 5 Uhr während dem Ramadan ist durchwegs schlafstörend…)

Was mir am meisten leid tut: Dass der unterschiedliche Tages-/Wochenrhythmus de facto keine Spielräume für gemeinsame Aktivitäten bot um sich entspannt und abseits von administrativen to dos besser kennen zu lernen.
So bin ich leider auch an einer (vor)gelebten Integration gescheitert (einem meiner Hauptziele für mein Engagement). Wie schön wäre es gewesen, gemeinsam zum Kinderturnen zu gehen, doch der zeitgleich stattfindende Deutschkurs hatte Priorität.

Würde ich wieder Flüchtlinge aufnehmen? Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass alles problemlos und einfach war, ich habe mir aber auch in keiner Minute gewunschen, dass sie nicht da wären. Ich habe in dieses Engagement persönlich sehr viel investiert – auf den verschiedensten Ebenen und ungeheuer viel zurück bekommen. Für mich war dieses Jahr überaus bereichernd – sowohl emotional als auch persönlich. Ich blicke auf Erfahrungen zurück, die meinen Horizont erweitert haben. Ich wurde verständnisvoller für andere Kulturen, aber auch überzeugter hinsichtlich eigener Prinzipien. Meine Kinder haben von Klein auf wichtige Werte vermittelt bekommen und das schönste: ich habe einer anderen Familie zu einem besseren Start in ein neues Leben geholfen, als ich es bei meinen eigenen Kindern hoffentlich je tun muss.
Ich weiß, dass ich aufgrund meiner persönlichen Lebens-/Wohnsituation eine Möglichkeit hatte/habe, die vielen, die sich gern ähnlich engagieren möchten, fehlt. Zwei getrennte Eingänge sind toll, dennoch ist die jeweilige Privatsspähre entsprechend verändert/eingeschränkt. Wäre morgen die Situation vergleichbar mit jener vor eineinhalb Jahren – ich würde mich ohne zu Zögern wieder genauso entscheiden!

„Wenn ich die Wahl habe, ob ich einen Fitnessraum habe oder jemand anderer ein Dach über dem Kopf, dann muss man halt die Prioritäten entsprechend setzen.“

robe

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