Asyl

Sonntag, 26. Februar 2017

Refugees Welcome @ Sherwood Forrest

Warum nehme ich eine Flüchtlingsfamilie auf?
Sommer 2015 – gerade wurde ich zum zweiten Mal Vater. Ein Ereignis, das für mich persönlich zwar überaus wichtig war und ist, von dem die Welt aber dennoch nur sehr bedingt Notiz genommen hat. Viel weltbewegender war in diesem Sommer die Völkerwanderung aka „Flüchtlingswelle“ die mehr als halb Europa beschäftigt hat. Hunderttausende Menschen strömten über verschiedene Routen vorwiegend aus Afrika bzw. dem arabischen Raum richtung Europa. Richtung Sicherheit, Frieden aber auch Wohlstand.
Die enorme Zahl sich bewegender Menschen stellte die dazumal vorherrschenden Gewohnheiten und Systeme bzw. Länder vor eine enorme Herausforderung oder überforderten diese schlichtweg. Die österreichische Zivilbevölkerung konnte (oder wollte) weit flexibler agieren als das offizielle (bestens verwaltete) Österreich. Es zeigte sich in wenigen Wochen eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität. Unser Lieblingsnachbar wanderte mit der „Wir schaffen das Parole“ voran und viele wanderten mit bzw. hin. Zwischendurch stockte es oder spießte sich, was zu Problemen unterschiedlicher Größenordnung führte. Andere Länder (beispielsweise aus der ehemaligen Monarchie) zeigten sich weniger euphorisch und in all dem Durcheinander versuchten Einzelpersonen bzw. Netzwerke ihren eigenen Profit mit der Not und dem Elend anderer zu machen. Bilder oder Nachrichten wie jene über den Kastenwagen mit über 70 Toten erschütterten nicht nur unser eigenes Land.
All den Trubel habe ich bedingt durch mein Jungvaterdasein und die damit verbundenen Arbeiten, Pflichten und Sorgen teilweise nur bedingt wahrgenommen. Eine politische Meinung mir zu bilden – die dann über Monate bestand haben könnte – dafür hatte ich keinen Kopf. Lösungen im großen Rahmen zu finden (abseits der populistischen), die für alle Beteiligten das Beste (was auch immer das heißt) wären, war nicht meine Aufgabe. Nichts zu tun/denken, war nicht mein Stil.
Als Jungvater konnte und wollte ich nur eines nicht verstehen/akzeptieren: dass in unserem Wohlstandsland und Sozialstaat Neugeborene, Babys und Kinder in einem Flüchtlingslager im Freien bei Wind und Wetter Nächte am Boden verbringen müssen. Gutmensch, Volksverräter, Links, Rechts, Realitätsverweigerer,… – alles Begriffe die mich weder grundsätzlich noch für mich und mein Engagement interessierten. Die politischen Probleme soll(t)en die Politiker lösen, die menschlichen Probleme müssen mitunter die Menschen lösen. Und nachdem ich kein Politiker bin, beschloss ich gemeinsam mit meiner Frau, dass wir eine Flüchtlingsfamilie bei uns aufnehmen wollen.

Wo finde ich eine Flüchtlingsfamilie?
Was zunächst leichter klingt als man denkt, stellte eine überraschend große Hürde dar.
Zunächst zu meine Wohnsituation. Ich besitze eine schöne Höhle im Sherwood Forest mit einer Art Ausgedinge Höhle nebenan. In dieser Nebenhöhle befinden sich Räumlichkeiten, die Hausbesitzer normalerweise in ihren Keller verlagern (Technikraum, Waschraum, Fitnessraum, Werkstatt,…). Beide Gebäude sind getrennt begehbar, teilen sich aber das gemeinsame Haustor. Ich hatte also vor einen Teil meines Reiches auch baulich und räumlich abzutrennen und als eigene Wohneinheit mit Küche/Badezimmer und Wohn/Schlafzimmer zu adaptieren. Geplant und noch nicht getan bot ich dieses Objekt der örtlichen Caritas an, die das Angebot nach einem Lokalaugenschein höflich aber doch mangels Nachfrage! ablehnte. Ok. Stop. Nein. Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr. Das ganze Land sucht Wohnungen für die Flüchtlinge, in Traiskirchen schlafen Menschen im Freien bei Regen am Boden, der Winter kommt und meine „Zwei-Zimmer-Wohnung“ soll nicht gut genug sein?
Also bot ich das Objekt übers Internet der Diakonie Wohnberatung an, die sich nach 2 Monaten! meldete. In letzter Konsequenz bewarb ich meine Herberge selbst über das Internet, bzw. informierte Freunde und Kollegen die sich bei Train of Hope und anderen Aktionen engagierten. Binnen 2 Tagen hatte ich so etwa ein halbes Dutzend loser Interessenten, von denen ich der ersten Familie – ohne sie gesehen bzw. kennengelernt zu haben – zusagte. Es war für uns absolut ein Sprung ins kalte Wasser. Ich ging das Projekt weder blauäugig, naiv oder hoffnungsvoll bzw. pessimistisch an. Aus sozialer bzw. christlicher Überzeugung war es mir wichtig, anderen Menschen zu helfen – wenn die dazu berufenen Organisationen/Institutionen schlichtweg versagten bzw. überfordert waren. Ich fuhr also nach Traiskirchen (besorgte unterwegs noch ein halbe Küche) und lernte „meine Familie“ kennen. Ein Mann aus Syrien, der in der Ukraine geheiratet hatte und mit seiner Frau auf der Flucht in der Türkei ein Kind bekommen hatte. Sie sprach hervorragend ukrainisch und russisch, wenig arabisch, de facto kein Englisch und konnte auf deutsch bis 10 zählen. Er sprach hervorragend arabisch, sehr wenig russisch, in Fragmenten englisch und kein Wort deutsch. Ich habe als Muttersprache deutsch, kann passabel englisch und habe von den anderen Sprachen keine Ahnung wie man sie spricht, liest geschweige denn schreibt (malt) – und wir haben uns einen Abend lang hervorragend unterhalten (ok – es war ein arabisch/deutsch Dolmetscher dabei).
Es begann ein bürokratischer Spießrutenlauf, der sich über die Bankenwelt, caritative Hilfseinrichtungen, das örtliche Meldeamt bis nach Traiskirchen zog. (Kurz zusammengefasst: Aus Traiskirchen darf man nur mit Bankverbindung raus, für eine Bankverbindung braucht man eine Meldebestätigung, für die Meldebestätigung muss man persönlich aus Traiskirchen raus. Wer war in diesem Dreieck am flexibelsten? Falsch: Traiskirchen!) Dann folgte ein beiderseitiger Nervenzusammenbruch, weil meine Familie – trotz unterschriebener Meldebestätigung – in ein anderes Bundesland verlegt werden sollte und noch ein paar unerfreuliche Überraschungen.
In der Zwischenzeit hatte ich ein Bett und Waschmaschine sowie Gitterbett, Wickeltisch und Kinderwagen organisiert, die Küche und eine Abwasch aufgestellt, Türen notdürftig installiert und ein paar Kleinigkeiten besorgt (auch und vor allem dank der unglaublichen Hilfsbereitschaft in unserem Freundes- und Bekanntenkreis!).
Eine Woche später zogen die drei bei uns ein. Eine wildfremde Frau umarmte und küsste meine Frau voller Dankbarkeit – in Aussicht auf ein eigenes Bett, in einer eigenen Wohnung und in der Hoffnung auf eine ruhige Nacht. Wir begrüßten unsere Familie mit selbst gebackenem Apfelstrudel, Kaffee und Tee und versuchten die ersten Worte zu wechseln.

Wie lebt es sich mit einer Flüchtlingsfamilie?
Diese Frage ist ebenso schwer wie leicht zu beantworten. Im Grunde würde ich sagen wohl genauso wie mit jeder anderen Familie/Person mit der man mehr oder weniger viele Berührungspunkte hat.
Jeder hat sein eigenes Leben, jeder hat seinen eigenen Rhythmus. Entsprechend gab es Tage, an denen wir uns viel gesehen haben, aber auch Wochen in denen wir fast nicht merkten, dass jemand bei uns eingezogen ist. Unsere Flüchtlingsfamilie war ebenso interessiert wie engagiert. Die ersten Wochen und Monate waren dominiert von dem Bestreben, das Leben zu organisieren. Behördenwege standen ebenso am Programm wie Arzttermine. Im Mittelpunkt stand das Ankommen im Sherwood Forrest – beginnend mit der Organisation eines Deutschkurses bis zu einem Bekanntmachen mit dem Muslimischen Zentrum – in dem sich vor allem der Vater als Arabisch- und Religionslehrer sehr wohl fühlte. Was ich in diesen Tagen und Wochen vermisste, war eine Hilfe von außen. Erhofft hatte ich mir diese vor allem von diversen caritativen Organisationen. Da kam allerdings ebenso wenig wie auf individueller Ebene. Meine Hoffnung: „Ich habe eine Wohngelegenheit, um den Rest kümmert sich jemand, der auch helfen will, dem aber die räumlichen Ressourcen fehlen, der aber mehr Zeit hat als ich“, war wohl naiv. So hatte ich neben zwei eigenen Kindern teilweise auch drei neue zu betreuen und es dauerte, bis ich dafür entsprechende Hilfe gefunden hatte.
Es war schön zu sehen, wenn als Dank für mein Engagement von meiner Flüchtlingsfamilie viel zurück kam – sei es eine unterstützende Hand im Garten oder auch ein kleiner Kuchen. Interessant war es auch die andere Kultur kennenzulernen. Als kommunikativer (und textlastiger - wie man an der Länge des Artikels sieht) Mensch war der defacto Wegfall auf sprachlicher Ebene für mich oft schwierig. So lachten wir mitunter über sprachliche Missverständnisse oder schluckten einfach etwas hinunter: Wie sage ich jemandem, dass mir der Kuchen nicht schmeckt und ich in Zukunft keinen mit diesen Gewürzen mehr möchte, wenn ich die Sprache nicht spreche und nicht beleidigend wirken möchte?? Wie verstehe ich, dass jemand Hilfe braucht, wenn er mich nicht um Hilfe bitten möchte?

Zwei Anekdoten: Meine Flüchtlingsfamilie war unendlich höflich: Nie würden sie ein Geschenk (etwa ein Paar Schuhe) beim ersten Angebot annehmen – ich musste sie ihnen zweimal anbieten. Nie würden sie ein Geschenk (eine Jacke) ablehnen, wenn sie diese wirklich nicht wollen/brauchen. (wenn ich das wüsste, kann ich sie aber jemand anderem schenken). Dies sind zwei Beispiele, die es für mich nicht immer leicht gemacht haben.
Meine Flüchtlingsfamilie hat im Jänner ihren positiven Asylbescheid bekommen und im Frühjahr war dann mit der Mindestsicherung alles auf Schiene – so stand ihre Existenz auf einer guten Grundlage. Entsprechend wuchs (nicht zuletzt aufgrund entsprechender finanzieller Anreize in unserem Sozialsystem) ihr Wunsch, nach einer eigenen/größeren Wohnung und sie sind im Herbst 2016 nach einigen Wochen der Suche schließlich in eine andere Höhle im Sherwood Forrest gezogen.

Resümee
Was mir nicht gelungen ist: Meine Flüchtlingsfamilie hat ihre Wohnung nie als die ihre betrachtet, sondern sich stets nur als Gast gefühlt. Es gab dementsprechend bei ihnen kaum eine Form der Eigen-/Mitverantwortung: Wann wird die Mülltonne rausgestellt, wann gehört der Rasen gemäht, wann bleibt das Eingangstor für einen kurzen Weg in der Stadt offen oder wird es jedesmal penibel geschlossen (Ja – der Elektromotor fünf mal zwischen 23 Uhr und 5 Uhr während dem Ramadan ist durchwegs schlafstörend…)

Was mir am meisten leid tut: Dass der unterschiedliche Tages-/Wochenrhythmus de facto keine Spielräume für gemeinsame Aktivitäten bot um sich entspannt und abseits von administrativen to dos besser kennen zu lernen.
So bin ich leider auch an einer (vor)gelebten Integration gescheitert (einem meiner Hauptziele für mein Engagement). Wie schön wäre es gewesen, gemeinsam zum Kinderturnen zu gehen, doch der zeitgleich stattfindende Deutschkurs hatte Priorität.

Würde ich wieder Flüchtlinge aufnehmen? Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass alles problemlos und einfach war, ich habe mir aber auch in keiner Minute gewunschen, dass sie nicht da wären. Ich habe in dieses Engagement persönlich sehr viel investiert – auf den verschiedensten Ebenen und ungeheuer viel zurück bekommen. Für mich war dieses Jahr überaus bereichernd – sowohl emotional als auch persönlich. Ich blicke auf Erfahrungen zurück, die meinen Horizont erweitert haben. Ich wurde verständnisvoller für andere Kulturen, aber auch überzeugter hinsichtlich eigener Prinzipien. Meine Kinder haben von Klein auf wichtige Werte vermittelt bekommen und das schönste: ich habe einer anderen Familie zu einem besseren Start in ein neues Leben geholfen, als ich es bei meinen eigenen Kindern hoffentlich je tun muss.
Ich weiß, dass ich aufgrund meiner persönlichen Lebens-/Wohnsituation eine Möglichkeit hatte/habe, die vielen, die sich gern ähnlich engagieren möchten, fehlt. Zwei getrennte Eingänge sind toll, dennoch ist die jeweilige Privatsspähre entsprechend verändert/eingeschränkt. Wäre morgen die Situation vergleichbar mit jener vor eineinhalb Jahren – ich würde mich ohne zu Zögern wieder genauso entscheiden!

„Wenn ich die Wahl habe, ob ich einen Fitnessraum habe oder jemand anderer ein Dach über dem Kopf, dann muss man halt die Prioritäten entsprechend setzen.“

robe

Mittwoch, 30. September 2015

Private help connecting people

As the Caritas was not willing, and as the Diakonie was not able (by now) to find refugees for me, I have started a sort of Internet campaign and offered shelter (https://sherwood.twoday.net/stories/refugee-do-you-need-shelter/). Time went by, and well, here is my new family.

The familys background
The father is from Syria. The mother is from the Ukraine. They married some time ago and he - as a Syrian person - didn't get a Visa for the Ukraine. Back to Syria was not possible due to the beginning war. So they decided to head towards Europe. On their way, their son was born in the Turkey. They headed on to Greece - over the sea with a new born baby and a lousy boat. Their journey led them through Serbia and Hungaria to Austria. Now they applied for Visa. They were brought to Traiskirchen what is definitely not very attractive.
As I was looking for a family with a little child, they matched perfectly. He speaks little English and she has learnt German for one year. And I do not have any idea of one of their other languages (Arabic, Russian and Ukrainian language).

The flat
Many people helped together to prepare their new home and helped to supply my refugee family with equipment. I am really overwhelmed of the helpfulness from all those people around me.
A big thank to all involved private persons and companies.
I have changed my fitness room and my storage/bathing room in my so called poolhouse into a bedroom/livingroom and a kitchen with washing facilities. Some furniture I have organised via the internet and other things were offered by friends.

Within 3 days there was a new kitchen with an oven, a fridge and a microwave. A bedroom even with an extra bed for the little baby and a diaper changing table. The doors will be installed within the next two weeks. A washing machine will be delivered and installed this week and also the washing up should be working within some days.
It was really impressive that within so little time things like a slicer, a fridge, a bed, shoes and even a baby buggy were offered from various people.
Here are now mentioned just some companies that really were generous (by private belief or social conscious):

1A Installateur Cvach Großweikersdorf
Baumeister Huemer Stockerau
Elektro König Herzogenburg
Frischeis Stockerau
Kika Stockerau

Many thanks to all of them. Everybody who reads these lines should think, if such a help would be offered by Amazon. So - just pay a few more bucks to a company you know...

robe

Montag, 28. September 2015

Administrative challenges

Some days after my public announcement I received a phone call. A woman had met a family at the Hungarian boarder, who needed shelter and were interested in my place. We changed numbers and I got the contact from their present freelance interpreter - an Austrian person from Jordania who helps some refugees.

Then I got to know the Austrian social and bureaucratic system from a new side. I have some insight to the Austrian public administration, but there were so many new aspects.

I contacted the Diakonie and sought some help. The lady I have already had contact with (see some earlier blog post written in German) was very friendly and helpful. She explained to me that a refugee needs three things to leave Traiskirchen and move to a private flat: a registration certification from the registration office, an accommodation contract and a bank account.

Registration
The registration office demanded the white card (some registration document for refugees they get in Traiskirchen from our ministry) and the signature in original on the registration document. Well, I live some 50km away from them. They must not leave Traiskirchen and they need their white card with them. So what? A copy of the card would only be accepted with an official stamp (which I could only get until 11am). I appealed to some modern public management and we agreed on an electronic confirmation by email from the office in Traiskirchen to my registration office. For the signature I went to Traiskirchen, met my family and we finalized the registration document.

Bank account
The bank account can just be opened personally (due to the Austrian bank law). The local Raiffeisenbank would not accept an interpreter, as the refugee has to understand the contract (at least in English). Well, I have studied law and speak some more or less proper English. I do have some experiences with bank contracts, but I'm not sure if the local bank clerk even understands the english contract in detail - so why would the refugees have to? We found another bank institute - the Erste Bank / Sparkasse - which is fine with an interpreter.
By the way: The accommodation contract was no problem at all.

Last minute transfer
So everything was perfect to transfer them from Traiskirchen to me. The day before I wanted to pick them up, a transfer document was given to them and they should be sent to another federal state or district. I had some urgent phone calls with our interpreter and the Diakonie and we told our family not to sign (as they had already a proper flat), which led to some troubles with the officers at Traiskirchen.
Finally, everything went fine and they got all essential documents and could move to my flat.
robe

Donnerstag, 17. September 2015

Kommt Zeit, kommt Rat?

Nachdem ich die Mail schon anderwertig formuliert hatte, bleib ich jetzt gleich im Deutschen:

Zwischenzeitlich habe ich das Vereinsheim der Diakonie angeboten (diese hatte über Umwege davon erfahren und trotz der bestehenden "Unzulänglichkeiten" für die Caritas, massives Interesse bekundet).
Nach der ersten Kontaktaufnahme und einer Beschreibung wurde ich um Fotos gebeten und erhielt den Hinweis, dass die Diakonie sicherlich jemanden finden würde, sie nur zum einen das Quartier nicht besichtigen könne (daher die Bitte um Fotos) und zum anderen es wohl einige Zeit dauern könne, entsprechende Mieter zu finden.

Nun denn, dann ist mir leider kurzfristig der Kragen geplatzt....


Sehr geehrte Frau....

Natürlich habe ich Geduld und Verständnis für etwaige Zeitverzögerungen. Schließlich gaukeln mir diverse mediale Berichte, wegen derer ich mich überhaupt entschlossen habe (privaten) Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, nur einen "Notsituation" und einen Mangel an adäquaten Quartieren vor. In Wahrheit geht es den Betroffenen eh ganz prächtig und diese campierten ja ganz freiwillig in Traiskirchen. Warum sollte sich also eine Organisation wie die Diakonie also schon darum bemühen entsprechenden Wohnraum so schnell wie möglich zu vermitteln.

Hätte die Diakonie einen Bedarf an MitarbeiterInnen, die angebotenen Wohnraum besichtigen, wäre schließlich zu entsprechender (fachkundiger) Unterstützung aufgerufen worden (auch dafür hätten sich sicherlich ein paar kompetente Freiwillige gefunden).
Natürlich besichtigt "Die Diakonie" keine angebotenen Unterkünfte. Dann muss der Vertreter "Der Diakonie", der sich dem Vernehmen nach Anfang August in der Heimatgemeinde eines NÖ Spitzenpolitikers zwei Wohnungen angesehen hat, für eine falsche Organisation ausgegeben haben.
Natürlich steckt auch kein politisches Kalkül dahinter, gerade in diese Gemeinde seit Wochen keine Flüchtlinge zu entsenden. Wäre es zB am Geld gescheitert - dafür könnte man eine Lösung finden. Oder will etwa "Die Diakonie" keine Flüchtlinge in (entlegene) Landgemeinden schicken, weil dann der Weg für Betreuer zu weit (beschwerlich) wäre? Vielleicht müsste man auch dafür nur um entsprechende Hilfe bitten und abermals würden sich (kompetente) Freiwillige finden.

Natürlich habe ich trotz zweier kleiner Kinder unendlich viel Zeit um entsprechende Fotos von einem Quartier zu machen, nur damit bei mir, wie bei vielen anderen engagierten potenziellen Unterkunftsgebern in diesem Land lange Zeit nichts passiert (wie gesagt - die Medien suggerieren schließlich nur einen Bedarf...). In das gesamte Projekt/Engagement fließt seit nunmehr Wochen schließlich noch nicht genügend Zeit, als dass sich dafür nicht auch noch eine paar (vergebliche?) Minuten meiner Freizeit für ein Fotoshooting finden würden.

Bei der Bestellung von Herrn Konrad als Flüchtlingskoordinator (siehe einer der vorangegangen Beitrag in meinem Blog zu diesem Thema), habe ich mich gefragt, warum man diese Aufgabe nicht einer etablierten NGO in diesem Lande übertragen hat. Nach den jüngsten Erfahrungen sowohl mit der Caritas als auch mit der Diakonie verstehe ich warum...

Mit besten Grüßen,
robe

PS: Sorry für diese geballte Ladung, aber die Frustration bei mir und vielen anderen Engagierten ist entsprechend hoch.

Donnerstag, 10. September 2015

Refugee - do you need shelter?

Dear Refugee,

I can offer two different flats in Stockerau for a family.

The first one is suitable for 5-6 persons.
It is the club house from the local Alpine Club. Upstairs there is one room with about 35 square meters and another room with about 10 square meters. Downstairs there is a bath room with two toilets (separated for men and women) and a shower with an extra door. Also downstairs there is a fully equipped kitchen and a dining room which is normally used for meetings.
The Alpine Club can offer both rooms upstairs just for you and the rooms and infrastructure downstairs for a common use which means, that there will be a meeting or an activity from the club with kids (just like baking cookies) approximately monthly.
Outside there is a big grassland you could use to meet with friends, have parties or a barbecue.

The club house is situated on the suburb about 1,5km to the railway station. Within 2,0 km there are several supermarkets. We would provide you with some bikes and there are many people offering their help. You could also attend several activities of our club: boat tours, Alpine activities, climbing, walks with children and some sort of gym.

The second one is suitable for a family with a child
I own a house nearby the city-centre of Stockerau. We have to little children. The first one is about 2 years old, the second one is a new born baby. We cannot stand the imagination of little children sleeping on the cold and wet floor in Traiskirchen.
Therefore we decided to offer an extra part of our house (which could be used as a flat). It has an extra entrance. It consists of one room (about 18 square meters), an extra kitchen/bathroom/dining room (about 15 square meters), a storage room (about 2 square meters) and an extra toilet.

Offering this flat means for me some extra work and investment for some infrastructural change and the loss of some extra luxury (as I would have to give up my personal gym, my storage for sports equipment and drinks), but I would do this, to help somebody else. We have a big garden with a playground for our children with a slide and a swing. You could even use our barbecue and maybe our children would enjoy playing with each other. We could offer you some help with administration, health care, learning the language and as I have studied law some help with legal questions.


The location:
Stockerau is an attractive town situated 20 km next to Vienna. It has a railway station with 2-5 trains per hour to Vienna. There are about 16.000 residents with different cultural background (even a Muslim house of prayer), Kindergartens, schools, different shops and stores and a beautiful landscape next to the Danube.

You are welcome!
We offered both locations to the Caritas, which explained that no refugee would be interested in these objects. Anyway, if you are seeking shelter, we could offer you not only a roof on top, a bed and some infrastructure but also some social warmth.
If you are interested in these flats, do not hesitate to get in contact with me.

robe
(short form from the historic Robin Hood who was also dedicated to help the poor)

No Shelter needed

Well, that was a big surprise.
On Tuesday we had the announced meeting with the representative from the Caritas.

Club House
First we visited the Club House of an Alpenverein section, as the one in my hometown thought of giving refugees a shelter.
The Alpenverein offered one room with about 35 square meters and another one with about 10 square meters. Downstairs there is a bath room with two toilets (separated for men and women) and a shower with an extra entrance. Also downstairs there is a fully equipped kitchen and a dining room which is normally used for meetings.
The Alpenverein offered both rooms upstairs just for the refugees and the rooms and infrastructure downstairs for a common use which means, that there will be a meeting from the Club itself or an activity with kids just like baking cookies approximately monthly.
The representative from the Caritas explained that it is unacceptable for a refugee family to share "their" kitchen on ten days a year. So he would accept our club house either in total, or not.


My flat

I offered a separated section of my house. A flat with an extra entrance. It consists of one room (about 18 square meters), an extra kitchen/bathroom/dining room (about 15 square meters), a storage room (about 2 square meters) and an extra toilet.
The representative explained that he could offer this flat just to a couple, as a family with even one child would be looking for a flat with two separated rooms. He also added, that even a couple would use this flat just for a few month and move out, as soon as they get something bigger/better.
Offering this flat means for me some extra work for some infrastructural change and the loss of some extra luxury (as I would have to give up my personal gym, my storage for sports equipment and drinks), but I would do this, to help somebody else.

Some more amendments
The representative explained some further points, that made us astonished:

"Stockerau is not attractive for residents!"

One square meter of a building lot costs about 300 Euro and a refugee is not attracted by Stockerau? This town is situated 20km next to Vienna; railway station with 2-5 trains per hour to Vienna); about 16.000 residents with different cultural background (even a Muslim house of prayer); Kindergartens, schools, different shops and stores,... What more do they expect?

"Children need a separated room"

30 years ago, my relatives lived with 2 little children in an 40 square meters one room flat for more than four years until they could afford something bigger and a refugee family that fled from war in order to survive needs an extra room for the baby?

"Little flats can just be used for some months"

When I was a student and started to work afterwards I had a flat with my girl friend not bigger/better than the one I could offer now. We had more than 18 happy months in this flat and saved money for a long time until we could think of something else.

"Refugees just want to stay in Vienna. Therefore they can bear some months with relatives on very spare room, instead of moving to another city or village. Even if they have to move out from the former hostel of the caritas they deny moving to another city than Vienna."

Why isn't there more opinion making work (e.g. offered by the Caritas) to convince refugees to move to another city? It would be essential for a good integration if they would live spread all over Austria.

"Don't even think of offering an asylum seeker (from Traiskirchen) shelter, as this is that much worry and work, you could not stand."


When I look into media a voice in me rises and tells me to help. Why are there that bad conditions in Traiskirchen? When a refugee is not attracted by our offers, well, but why has anyone to sleep in a tent instead of using our offered shelters?


What's wrong?

Are these statements from the Caritas true?

Do refugees have to high expectations?

Does the minimum collateral offer them that good perspectives and income, that they can chose among various options?

Is there so little pressure to accept a proper offer?

Are there so many future options in Vienna that it is realistic for a refugee to wait while bearing worse conditions? Will there be a change in this opinion (even for the Caritas) considering the thousands of people arriving in Austria day by day....?

Is there any more need for shelter or is all perfect?

Making this experience - why should I (or someone else) have a pity with refugees and act as a social person?

If the expected standard from the Caritas (or the refugees themselves) is that high: why should someone owning such a flat offer it for a minimum price to them instead to someone else for much more money?

By now, I'm not sure how to deal with these information and there are many ambivalent thoughts in my mind.

robe
(short form from the historic Robin Hood who was also dedicated to help the poor)

Dienstag, 8. September 2015

First administrative and organisational Experiences

Back from his holiday, my contact person gave me a call back on Saturday in the late evening. First of all I was surprised by such an commitment, where no real holidays and no real weekend exist.
The call left me in some confusion and uncertainty. By now it seems to me that there is a big difference in treating asylum seeker and refugees. The first ones are the ones we know from media - sitting on the floors in Traiskirchen and being crapped in trains. They are looked after in the so called "Grundversorgung" as a basic supply.
The latter ones have already got a legal right to stay in Austria by now and have an access to our social system.

Shelter in form of flats should be offered to refugees. They should grant some longer perspective and should have a good standard. The NGO in charge cares for refugees and asylum seekers. Most of private flats should go to refugees (as they have only limited time to move out from their present accommodation after receiving their asylum). In the next step the Caritas can transfer asylum seekers to the former homes of these refugees.

My first perceptions:
My flat has to fulfill a kind of higher standard, than offering a bed, a cooking and washing opportunity and a roof on the top.
Even if the flat is suitable, there is not guarantee, that a baby child in Traiskirchen gets a better place than the cold and wet floor in or outside of its tent.
Asylum seekers shall better live in a camp with many others of their kind, than in some private hostels. (I have to admit that the last sentence is a bit sarcastic.)

On the phone we have made an appointment to check the possibilities and suitability of my flat.
I will keep you update.
robe

Samstag, 5. September 2015

Refugees are welcome

So many bad news
Messages about newborn babies sleeping outside on the floor in Traiskirchen.
News about dead refugees at our boarders.
Pictures of dead children in the sea.
What to do?
Donate some money? Help with some knowledge about our law and social system? Bring some goods to the refugees?
So many options, but to be true: There is another option I for myself could choose: Give some Refugees a shelter!

Open my door
Yes, you have heard right. I own a house in the Sherwood Forest - or to be precise in Lower Austria and I have some extra room(s) to offer. It's not that perfect and some extra work has to be done. But it is far better than a no future perspective in Traiskirchen without a roof over the head and the winter (or even the autumn) to arrive with very cold nights.
Probably it is not even my house that can be offered. I am a representative of an Austrian club that has even thought to open the door of it's club-house to some refugees.
So, I contacted the Caritas and the Diakonie as the coordinating NGOs in order to start a process of which I might not know, where it ends...

My background
As Robin Hood is my favourite person in history and as I do have a social conscience and as our politicians and our political systems seem to be either not willing or not able to deal with the present problems in the proper way, it's the plight of all of us, to deal with these things as they should be done.
I am the father of two little girls. The older one not 2 years old, the younger one just a few weeks on this world. And in this situation I cannot stand the imagination of some little children fighting the hospitality of our country and it's offer to people who have lost even everything.
My grandfather has lived in times of the Second World War. He has offered shelter to the people of his village during the "invasion" of the Russian Army in 1945. He has never thought about his personal benefit, but he has just cared about the people around him. He was and after his death he still is a great example for me.
Now I do have the opportunity to help other people and I do think, that it is my plight to act as an honorable person.

First Step
On Wednesday, September 2nd I have contacted some relevant addresses - the local church, the Caritas and the Diakonie. The latter ones are the ones who are in the responsibility to offer refugees a professional shelter in my region.
The regional responsible person has been on holidays, so it will take until next week to offer the next information to you.
I am specially interested in the question how "difficult" this process is and how long it takes until people who have nothing will get something....

robe

Dienstag, 25. August 2015

Flüchtlingskoordinator

Die österreichische Bundesregierung hat Christian Konrad - Ex Raiffeisen-Boss - zum Flüchtlingskoordinator bestellt. Was auf den ersten Blick ein wenig ungleich wirkt: Auf der einen Seite der wohlhabende Ex-Banker der ein Leben in Luxus kennt, auf der anderen Seite Menschen die buchstäblich vor dem Nichts stehen, wird auf den zweiten Blick von den meisten Meinungsbildnern als tolle Entscheidung gelobt. Bei Konrad werden nicht nur seine guten Kontakte, sondern auch sein bisheriges soziales Engagement gelobt. Zufall oder nicht, dass diese Meinungsbildner vorwiegend in der Medienbranche tätig sind, die lange Zeit von Konrad mitgestaltet wurde. Jedenfalls halte ich diese Bestellung aber aus anderen Gründen für ein falsches Signal

Politische Bankrotterklärung
Abgesehen von der kontroversiellen Beurteilung der Person Konrad selbst, ist diese Bestellung vor allem eines: Eine Bankrotterklärung der österreichischen Innenpolitik. Die Reportage der Zeit im Bild 20 vom 25. Juli 2015 samt Zitaten der Regierungsspitze zeigt deren Hilfsbedürftigkeit:
Der Vizekanzler spricht von Konrads bisherigen Non-Profit Aktivitäten - Ist denn die Regierung selbst immer nur auf Profit aus und gibt es keine Topleute von NGOs/NPOs, die man engagieren hätte können?
Auch seine nötige Managementerfahrung wird von Mitterlehner gelobt. - Eine Erfahrung die innerhalb der Regierung und der zuständigen Ressorts also nicht vorhanden ist?
Der Kanzler präzisiert weiter: Um Gebäude anzumieten und Widmungen zu erreichen müsse man etwas davon verstehen. - Dies sind beides Tätigkeiten, die innerhalb der Verwaltung quasi tagtäglich vorgenommen werden, es würde also eine simple Weisung im Dienstweg reichen.

Konrad als falsches Signal
Die Bestellung Konrads ist aus mehreren Gründen ein falsches Signal.

Geld regiert die Welt
Zum einen wird der Eindruck erweckt, dass ein Mann des Geldes und der Wirtschaft mehr erreichen kann, als eine Person mit simplen fachlich/inhaltlichen Anliegen ohne Geld.

(Du musst nichts können), du muss jemanden kennen
Das Netzwerk von Konrad als Argument für seine Bestellung zeigt die gelebte österreichische (Polit)realität. Warum wiegt ein Anruf von Konrad beispielsweise beim Niederösterreichischen Landeshauptmann mehr als ein Anruf des Flüchtlingskoordinators Max Mustermann?

Eine Hand wäscht die andere
Werden Gemeinden nun gutmütiger Quartiere zur Verfügung stellen, weil man sich durch Konrads Netzwerk und (ehemaliges) Filialnetz mit einer Bank in jeder größeren Ortschaft und einer Lagerhaus-Genossenschaft neben jedem kleineren Misthaufen am Lande erhofft?

Träger (/korrupter?) Behördenapparat
Eine Widmung für ein Flüchtlingsquartier benötigt einen Verwaltungsakt. Warum kann dieser durch den Flüchtlingskoordinator Konrad eher beeinflusst werden, als von der Regierung? Die Genehmigung, eine Flüchtlingsfamilie in einem privaten Quartier unterzubringen, sollte möglichst rasch erfolgen. Dass es dafür eines offenen Briefs an das Innenministeriums (der medial Aufsehen erregt - siehe http://dariadaria.com/2015/08/offener-brief-an-das-bundesministerium-fuer-inneres.html) bedarf oder gar der Kontakte von Herrn Konrad, macht mich angesichts der aktuellen Situation ehrlich gesagt einfach nur traurig.

Die Sache zählt
Die "Flüchtlingsproblematik" (die eher eine Realpolitikproblematik ist), ist mir thematisch/inhaltlich zu wichtig, um gegen eine Person zu opponieren. Wenn Herr Konrad der Sache tatsächlich weiterhilft, freut mich das für die Sache.
Dass es seiner Person (seines Netzwerks) bedarf, um nun doch eine Kasernentür zu öffnen, bestehende Kapazitäten auszuschöpfen oder den Widerstand einzelner Gemeinden zu brechen, stimmt mich dennoch nachdenklich.

robe

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