Montag, 8. September 2014

Wachau24h

Wachau 24h - ein Resümee

Der Plan
Die Idee des Weitwanderns kam vor rund eineinhalb Jahren - ich wollte mal gehen, um des Gehens Willen. Ohne Plan und ohne Ziel; Schauen wie weit ich komme; Warten bis mich die Müdigkeit oder die Erschöpfung übermannt...
Die Idee reifte zum Plan und der Plan nahm Gestalt an. Ein Ziel war rasch gefunden - die Wachau als Heimat im Herzen sollte als Kulisse dienen. Sie bietet zum einen, ein mir bekanntes Gelände und somit jederzeit die Möglichkeit abzubrechen und ist infrastrukturell erschlossen um jederzeit wieder heimzukommen.
Nach den ersten Recherchen kristallisierte sich der Welterbesteig als herausfordernder Weg heraus. Aus dem Plan wurde ein Projekt: Wachau24h. Die nackten Zahlen führten rasch dazu, dass ich jegliche Begleitgedanken ad acta legte und feststellen musste - das wird richtig anstrengend. Selbst ohne der Jauerlingrunde wären es von Krems bis Emmersdorf rund 70 km und sage und schreibe 3.000 Höhenmeter (da hatte sich jeder mit dem ich im Vorfeld darüber geplaudert hatte, kräftigst verschätzt) - soviel bin ich noch nie an einem Tag hoch- und wieder runtergestiegen.
Ein Ziel in diesem Sinne gab es jedoch nie - zu ungewiss war, wie mir das Weitwandern liegt. Außerdem wollte ich ohne Druck einfach nur "am Weg sein", warten ob ich den "Flow" erlebe und vor allem - einfach mal abschalten (was mir sonst beim Sport leider nie gelingt).


Das Ergebnis

Der Start erfolgte um 19 Uhr in Krems. Los gings über den Kreuzberg, Stein und Loiben richtung Dürnstein. Schon beim ersten Anstieg meldete sich mein Knie (das mir normalerweise am Berg immer zu schaffen macht) - möglicherweise waren die Höhenmeter doch weit übermotiviert gewählt. In Dürnstein habe ich kurz die Trinkvorräte aufgefüllt und bin wieder zur Starhembergwarte hinauf. Die Knie erklärten mich nun endgültig für verrückt und rasch war klar - den Welterbesteig kann ich nicht weiter verfolgen. Über die Fesselhütte gings weiter richtung Weißenkirchen und bei der nächsten Steigung kam der Entschluss zum Abstieg. Über das Pfaffenbachtal bin ich hinab zur Donau und hab mir gegen 1 ein nettes Plätzchen zum Schlafen gesucht.
Zusammenfassung 1. Tag: 18,4 km; 6 Stunden und knapp 900 Höhenmeter
Nach vier Stunden auf einer Holzlatten-Rastbank gings weiter entlang der Donau nach Weißenkirchen. In der Ebene hielten die Knie, allerdings hat der gewählte Schlafplatz meinem Rücken nicht gefallen und so entwickelte sich mein Rucksack zur quälenden Last. In Weißenkirchen habe ich zunächst die Trinkvorräte aufgefüllt und im Sonnenaufgang überlegt, ob und wieweit (wielang) ich noch gehen wollte. Bei St. Michael waren die Schmerzen im Kreuz schließlich so heftig, dass ich den Rucksack am liebsten in die Donau geworfen hätte. Bis Spitz wollte ich noch kommen, dort siegte allerdings der Verstand über die Leidenschaft und ich entschloss mich verfrüht (gibt's das ohne Ziel?) zur Heimkehr.
Zusammenfassung 2. Tag: 10,3 km; 3 Stunden und nur 50 Höhenmeter


Die Erkenntnisse

Was bleibt also? Ein paar - mehr oder weniger triviale - Erkenntnisse und die Frage, ob ich's nochmal versuche. Vor allem aber sollte ich mir vorher mal einen Arzt - jedenfalls für meine Knie suchen...

1. Wenn man sich für eine (Nacht)Wanderung schon eine Vollmondnacht aussucht, sollte man das Gebiet auch so wählen, dass der Mond in den Gräben und im dichten Wald sichtbar ist - sprich ich bin in der Nacht mehr mit Stirnlampe als ohne gegangen.
2. Ich gehe ungern allein - auch wenn ich dann weniger Rücksicht nehmen muss, fehlt doch ein wenig die Ansprache....
3. Ich bin ungern in der Finsternis unterwegs (was die männliche Version für "ich fürchte mich im Dunkeln" ist). Vor allem bin ich mir aber nicht sicher, ob mir alle Tiere des Waldes so ganz geheuer sind.
4. Zumindest einen halben Liter Wasser hätte ich als Gewicht beim Gepäck einsparen können.
5. Eine gute Tourenplanung ist wichtig - es ist zwar nett einen Busplan mitzuhaben, wenn dieser jedoch nur für Mo-Fr gilt, hilft dies an einem Sonntag nur bedingt weiter.
6. Gesundheit und entsprechendes Training (man könnte es auch Fitness nennen) sind für eine Tour dieser Dimension absolut notwendig.
7. Ich mag keine Berge (auch nicht Hügel und generell keine Steigung) - als Alpenvereins Tourenführer tut diese Erkenntnis zwar weh, passt aber zu meinen aktuellen körperlichen Beschwerden.
8. Es ist absolut wichtig fürs persönliche Seelenheil Pläne in die Tat umzusetzen.
9. Auch wenns dem meditativen Charakter nicht guttut - ich bin lieber mit Musik unterwegs (ab St. Michael hat mich der Kopfhörer in meinem Ohr gerettet).
10. Das Wandergebiet als bekannte Destination zu wählen hat zwar den Vorteil, sich nicht sooo viel auf den Weg konzentrieren zu müssen, nimmt der Sache aber auch ein wenig den Reiz.
11. Ich habe meinen Trip laufend über Twitter und Instagram mitdokumentiert. Inwiefern dies ablenkend war und ich deswegen nicht den herbeigesehnten "Flow" erfahren durfte, bleibt offen.
12. Eine Parkbank ist kein guter Schlafplatz.
13. Eine Erkenntnis, die ich schon seit meinen Jugendjahren hatte: ich kann nicht durchmachen und brauche irgendwann in der Nacht meinen Schlaf.
14. Mein (Anfangs)tempo war einfach viel zu hoch. Beim Weitwandern sollte man sich auf die Distanz konzentrieren und nicht schon in den ersten Stunden der Welt Beine ausreißen.
15. Daran anschließend: Pausen sind kein Verbrechen und durchgehen ist nicht zwingend erforderlich.
16. Wenn man IT-Geräte verwenden will (GPS Uhr, Lifetracker, Social Media Tools), sollte man sich für eine längere Tour frühzeitig um entsprechende Akkulademöglichkeiten (oder einen Reserveakku) Gedanken machen.

Mal sehen ob ich das Projekt nochmal angeh...
Robe

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