Montag, 13. April 2015

Die Wahrheit über Mobilitätskosten

Dies wird keine Brandrede für die Autonutzung und die Autofahrerlobby, sondern ich versuche mit diesem Artikel aufzuzeigen, dass wir beim Thema Verkehr und Mobilitätskosten ein Kostenproblem haben. Vor allem wenn es darum gehen soll, Menschen den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel schmackhaft zu machen, muss an der Kostenschraube gedreht werden. Die Kosten für den Individual--PKW (noch) weiter hinaufzusetzen ist für mich der falsche Ansatz. Vielmehr plädiere ich dafür die Kosten für den öffentlichen Verkehr drastisch herunterzusetzen. Und wenn es nur um den Umweltaspekt geht, könnte dies bewusst auch mit öffentlichen Mitteln passieren.

Kilometergeld
Die Berechnung des Kilometergeldes ist eine Geschichte nicht nur voller Missverständnisse, sondern vor allem voller Ungerechtigkeiten. Es handelt sich dabei um eine näherungsweise Durchschnittsbetrachtung, die in kaum einer Phase passt.

Als der Versuch des Abbildes der mit dem Auto verbundenen Kosten, die Anschaffungskosten, Fixkosten und variable Kosten mit einbeziehen, ist der Grad des tatsächlichen Kostenersatzes von Faktoren wie Anzahl der verrechneten Kilometer und vor allem Alter (Werte des Autos) abhängig.
• Für Vielfahrer mit einem Neuwagen erscheint es ok,
• für Wenigfahrer mit einem Neuwagen ist es ein Defizit,
• für Vielfahrer mit einem alten Gebrauchtwagen ist es ein gutes Plusgeschäft.

Der Grund liegt darin, dass die pauschal berücksichtigten Fixkosten und Deckungsbeitrag im Vergleich zu variablen Kosten vernachlässigbar oder bestimmend sind. So ist etwa der Verschleiß durch hohe Kilometerleistung erst bei wirklichen Vielfahrern relevant. Außerdem kommt es auf die Art der Strecke an - Bremsen werden auf 1000km Autobahn im Unterschied zu 100km Freiland mit ständigem Beschleunigen und Abbremsen oder im Ortsgebiet bzw. 10km Stop and Go Verkehr in der Stadt unterschiedlich belastet.


Modal Split

Jetzt hat der VCÖ in einer Grafik dargestellt, ob die Benutzung des Autos im Unterschied zu einer Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kostengünstig oder kostenintensiv ist. Diese Grafik, wonach vielfältige Mobilität die Geldbörse schont ist entsprechend der Kilometergeldproblematik nicht ganz richtig.
VCOe-Grafik

Wenn ich bereits ein Auto habe (brauche), dann kann ich jede Alternativfahrt mit dem Zug nicht anhand von 42ct Kilometergeld bewerten, sondern muss verstärkt auf variable Kosten achten. Neue Reifen, Service, Pickerl, Versicherung und ähnliche zeitabhängige Kosten entstehen (auch) unabhängig von der Fahrtleistung, wodurch reine Verbrauchskosten wie Treibstoff in den Vordergrund rücken. Bei den aktuellen Preisen der öffentlichen Verkehrsmittel muss ich mir allerdings jede Fahrt mit dem Zug (oder vor allem dem Bus) oft zweimal überlegen.
Eine Fahrt von Stockerau nach St. Pölten mit dem Wieselbus liegt bei fast 13 Euro (für 60 Straßenkilometer). Da ist bereits monetär gesehen das Auto eine echte Alternative. Auch die ÖBB ist auf Kurzstrecken (vor allem für Wenigfahrer) ohne Vorteilscards einfach nicht lukrativ.
Diese Betrachtung zeigt bereits für Einzelfahrer die Probleme auf. Sofern eine Familie (oder generell mehrere Personen) unterwegs sind, punktet das Auto noch viel mehr. Wieder den Vergleich nach St. Pölten: plötzlich kostet mich der Bus für drei Personen fast 40 Euro. Sogar unter Berücksichtigung des amtlichen Kilometergeldes liege ich bei Kosten von lediglich 30 Euro.

Fazit
Ich persönlich nutze die Öffis sehr stark. Vor allem im täglichen Pendelverkehr möchte ich mich dem Autofahrwahn mit den Staus rund um und in Wien nicht hingeben.
Bei alternativen Wegen zu meiner täglichen Pendelstrecke greife ich aber vor allem aus Kosten- und Bequemlichkeitsgründen verstärkt auf mein Auto zurück.

Ausblick
Begrüßenswert fände ich, wenn die hohe Politik endlich die flächendeckende Einführung eines "Österreich-Tickets" beschließen würde. Die Pläne dafür liegen längst in den Schubladen, doch spießt es sich dem Vernehmen nach an den Verhandlungen zwischen den Verkehrsverbünden (sprich wer bekommt welchen Anteil vom Gesamtkuchen).
Die Attraktivität für ein solches Ticket - bei Kosten von rund 1000 Euro pro Jahr - wäre sicherlich gegeben, da dadurch der PKW-Verkehr weit reduzierbar wäre. Plötzlich hieße nach Überwindung der Einmalkosten die tägliche Rechnung für jede Mehrfahrt: 0 Euro für den öffentlichen Verkehr gegen ledigliche Treibstoffkosten.
Die Entscheidung in diesem Fall ist bei halbwegs attraktiven Zeitangeboten im öffentlichen Verkehr vorhersehbar.

robe

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