Sonntag, 14. Oktober 2012

Wohlstands- und Wegwerfgesellschaft

In der heutigen Zeit sind Produkte nicht mehr auf Langlebigkeit ausgelegt. Die moderne Konsumgesellschaft verlangt nach immer neueren (besseren) Dingen und so stört es auch niemanden, dass die alten nicht mehr ganz so lange halten. Beispielsweise funktioniert das mechanische Kassettendeck auf meinem 35 Jahre alten Plattenspieler noch heute, der letzte hochtechnologisierte Walkman, den ich mir gekauft habe, war nach 3 Jahren reif für die Elektroaltgerätesammlung. Handys müssen auch nicht mehr länger als 2 Jahre halten, denn dann endet die Mindestvertragsdauer und wir freuen uns schon auf das Smartphone der nächsten Evolutionsstufe.
Mir persönlich tut es aber weh, alte Dinge wegzuschmeißen, sofern sie noch funktionieren und mein persönlicher Innovationsbedarf ist bei vielen (elektronischen) Dingen wohl eher unterdurchschnittlich ausgeprägt. Vor einem Monat hat mir ein naher Verwandter seinen 4 Jahre „alten“ Plasmafernseher vermacht, weil er unbedingt das neueste Modell mit vierfach HDMI, Digitaltunerreceiver und 20cm größerer Bilddiagonale „brauchte“.
Wohin also mit meinem 12 Jahre alten Röhrengerät (den ich nebenbei bemerkt erst vor 4 Jahren von besagtem Verwandten geerbt hatte). Für die Müllhalder erschien mir das absolut funktionstüchtige Ding viel zu schade also hab ich als sozial denkender Mensch bei diversen caritativen Stellen gefragt. Die örtliche Caritas der katholischen Pfarre hat ebenso dankend abgelehnt wie viele andere gemeinnützige und –tätige Vereine, denen ich das gute Ding für irgendwelche bedürftigen Mitglieder/Bürger angetragen hatte. Sogar die freundlichen Nachbarn aus dem Osten, die beim örtlichen Altstoffsammelzentrum immer so hilfsbereit mein Auto ausladen, haben den Röhrenfernseher mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung (also einem müden mitleidsvollen Lächeln abgelehnt).
Ich selbst war als Student in meiner ersten Wohnung unendlich dankbar, als mir mein Onkel damals einen uralt Fernseher aus den späten70er Jahren schenkte (den hab ich vor einigen Jahren bedingt durch eine Wohnungszusammenlegung nur schweren Herzens losgelassen). Anscheinend haben es aber die Studenten von heute auch nicht mehr nötig solche Geschenke anzunehmen. Auch die soziale Not im Lande dürfte mitunter nicht so groß sein, wie oftmals propagiert, denn in meiner Gedankenwelt sollte sich eine kurzfristig unverschuldet in Not geratene Person doch über so etwas freuen?
Also wird mein Fernseher doch wieder bei der Elektroaltgerätesammlung lande? Nein! Ein letzter verzweifelter Aufruf auf „willhaben“ scheint nun von Erfolg geprägt zu sein, da sich auf das Inserat tatsächlich jemand gemeldet hat – glauben tu ich’s aber erst, wenn das Ding wirklich bei der Wohnungstür draußen ist.

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