Dienstag, 4. Dezember 2012

Vergatterung

Ein weiteres wichtiges Ausbildungsziel, das in den ersten Wochen erreicht werden sollte, ist das Exerzieren. Es wird benötigt, um in der Öffentlichkeit bei diversen Aufmärschen ein gutes Bild zu machen, und intern den Dienstbetrieb durch langwierige und komplizierte Meldungen zu erschweren.

Außerdem wird auf das Exerzieren in den ersten Wochen so großer Wert gelegt um die Uniformität und das Gemeinschaftsgefühl der Einheit zu stärken. Weiters ist es dabei sehr einfach die ganze Gruppe/den ganzen Zug oder gleich die ganze Kompanie einheitlich „zur Sau zu machen“. Die Ausbilder können herumschreien, ihre geistige Armut beweisen und sich noch obendrein äußerst gut vorkommen, während sie dadurch von den Rekruten nur noch mehr verachtet werden – es ist also für jeden etwas dabei (auch für die Fanatiker, die es mit Begeisterung genießen wie Dreck behandelt zu werden). Grundsätzlich ist in der „Einteilung“ absolut alles verboten: essen, trinken, rauchen, sprechen, schneuzen, kratzen und überhaupt jegliche Bewegung, die nicht befohlen wird.

Beim Exerzieren ist das einheitliche Auftreten deshalb von so besonderer Wichtigkeit, weil eine Armee bereits bei der Adjustierung ihre Kompetenz unter Beweis stellt – schließlich erweckt eine Uneinheitlichkeit bei der Bevölkerung den Eindruck dass diese Armee mit größeren Problemen gar nicht erst fertig werden würde (so steht es zumindest in einer Mitteilung des BMLV).
Im Klartext bedeutet diese Einheitlichkeit, dass für alle die gleichen Regeln, Kommandos und insbesondere die gleichen BekleidungsVorschriften gelten. Demnach exerzieren im Winter entweder alle mit Handschuhen oder keiner (und es kann ziemlich kalt sein, wenn ein einziger die Handschuhe vergessen hat) beziehungsweise im Sommer haben dann vielleicht alle unnötigerweise die Jacke beim „Eilmarsch“ an (nur weil ein Schlaumeier auf die Idee gekommen ist, sie anzuziehen). Darüber freuen sich dann immer die Ausbilder, da sie ein schwaches Glied fertig machen können, bis es bricht. Andererseits hört man aber auch immer wieder, dass eine Kette nur so stark ist, wie ihr schwächstes Glied. Diese beiden Standpunkte verhalten sich zueinander sehr widersprüchlich, und dennoch existieren sie oft in ein und der selben Einheit parallel.

Jetzt ein wirklich wichtiger Hinweis:
Wie oben angeführt, gelten die Bekleidungsvorschriften für die gesamte Einheit. Von den Ausbildnern wird gern „übersehen“ oder „vergessen“, dass auch sie Teil dieser Einheit sind. Entsprechend der internen Ausbildungsrichtlinien, muss der Kommandierende die selbe Adjustierung haben, wie seine Truppe. Also wer mutig genug ist (z.B. der Soldatensprecher) kann gern den Ausbildner darauf hinweisen, dass auch er im Sommer bei 35 Grad im Schatten mit der „Feldjacke Schwer“ durch den Kasernenhof spazieren muss. Diese Ausbildungsrichtlinien werden sehr gerne unter Verschluss gehalten und ebenso gerne ignoriert – frühestens ein Monat vor dem Abrüsten bekommt man sie als besonders investigativer Rekrut zu Gesicht – aber da ist ohnehin schon alles zu spät.


Schließen will ich mit einem Zitat des Kabarettfilmes „Atompilz von Links“:
„Net im Habt Acht“
(dies ist der Standardwortgebrauch der Kommandanten, wenn eine der oben beschriebenene Tätigkeiten – kratzen, reden, ... – ausgeführt wird).

Euer
General SINNLOS

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