Mittwoch, 5. Dezember 2012

Erwachsenenbildung

Nun sind die Schulzeit und auch die Unizeit mitunter bereits ein paar Jährchen vorbei, doch im Interesse des lebenslangen Lernens will man sich auch im Erwachsenenalter noch geistig fit halten und laufend fortbilden. Bildungsangebote findet man ja zur Genüge und so habe auch ich in der letzten Zeit diverse Weiterbildungen sowohl im Freizeitbereich als auch im Job besucht. Das dabei gebotene Niveau spottet mitunter aber jeder Beschreibung.
Also habe ich eine persönliche Hitliste mit miserablem Erwachsenenbildungsquark erstellt:

Top 1: Themenverfehlung
Offensichtlich ist es gerade en vogue die Ankündigung mit möglichst tollen Sprüchen und Inhalten auszuschmücken, um ja den Auftrag zu bekommen, oder sonst gebucht zu werden. Viel zu oft bleiben die Inhalte dann aber hinter den Erwartungen und vor allem den Ankündigungen zurück. In der Schule hätte es dafür eine glatte „5“ für Themenverfehlung gegeben.

Top 2: Zeitdisziplin
Die Zeitdisziplin lässt oft sowohl seitens der Vortragenden (wofür präsentieren die eigentlich eingangs oder bei der Ankündigung einen Zeitplan, der dann oft auch gemeinsam vereinbart wird) als auch seitens der Teilnehmer zu wünschen übrig. Offensichtlich nehmen immer mehr Menschen an Weiterbildungen teil um entweder zu netzwerken oder aber nichts Anderes (im Büro) machen zu müssen. Kaffeepausen nehmen unfassbare Ausmaße an und vor allem bei mehrtägigen Seminaren nähert sich der Beginn in der Früh immer mehr der Mittagspause. Plaudern ja – vorher oder nachher – aber zwischendurch möchte ich bitte Inhalte präsentiert bekommen, für die ich oftmals auch bezahlt habe.

Top 3: Leistungsniveau
Die Vortragenden sind mitunter schlecht vorbereitet, nicht auf dem letzten Stand oder schlichtweg bei der ersten oder spätestens zweiten vertiefenden Frage fachlich völlig überfordert. Und wenn die fachliche Qualifikation einmal völlig außer Streit steht, hapert es oft in anderen Belangen (siehe sogleich Top 4).
Auch die Teilnehmer sollten sich und ihr eigenes Niveau mitunter kritisch hinterfragen (vor allem wenn gewisse Mindestkriterien für Kurse angegeben sind). Kleiner Tipp: Schuster bleib‘ bei deinen Leisten – ich komme schließlich auch nicht auf die Idee ein Seminar für Kernphysiker zu besuchen, nur weil ich in der Oberstufe einmal ein Referat über das Atom gehalten habe.

Top 4: Didaktik
Viele Menschen hatten offenbar immer schon den Traum Lehrer zu werden (entweder aufgrund des übersteigerten Drangs andere immer belehren zu müssen oder weil die Ferienregelung so nett ist), sind aber beim Fach Pädagogik erbarmungslos durchgefallen. Dies ist noch lange kein Grund erwachsene Leute mit Methoden zu drangsalieren, die weder in der Waldorfschule noch in einer Diktatur auch nur von entferntester Verwendbarkeit wären. Bei manchen Vortragenden habe ich das Gefühl die Ausbildung entstammt dem Gedanken „Und jetzt mache ich den Seminarreferenten – bei Humboldt“ (um den populärsten Erwachsenenbildner auch noch ein wenig persifliert unterzubringen).

Mein letztes Highlight
Im Rahmen eines postgradualen Masterstudiums lese ich in der Lehrveranstaltungsbeschreibung folgenden Satz sinngemäß: „Bei der Beurteilung wird auch auf saubere Bearbeitung, eine korrekte Grammatik und Beistrichsetzung sowie Dokumentation mit Bildern und Screenshots geachtet.“ Wie jetzt – und soll ich vielleicht auch noch eine Zierzeile wie in der Volksschule machen, damit ich ein Sternchen bekomme? Na gut, kann ja sein das der Professor in der letzten Zeit mit einem Übermaß an Arbeiten im „quick and dirty“ style überhäuft wurde. Bevor ich mich in Verständnis üben möchte, stolpere ich über einen weiteren Satz in seiner Beschreibung: „Wichtig ist auch, die Motivation der Arbeit (gemeint Seminararbeit) darzustellen.“ Hm – wie bitte soll eine Arbeit selbst motiviert sein? Ich kann eine Motivation für die Arbeit haben, aber andersrum? Wäre schön wenn der Herr Professor denselben Anspruch hinsichtlich Grammatik auch an sich selbst wie an die Studierenden legen würde!

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