Sonntag, 23. Dezember 2012

Fußballplatzkultur

Selten aber doch verirre ich mich in ein Fußballstadion, um des Österreichers liebsten Passivsport beizuwohnen. Jedes Mal begebe ich mich mit einer Mischung aus Vorfreude und Angst zum Ort des Geschehens. Dies liegt aber nicht daran, dass ich darum bange, ob denn die von mir favorisierte Mannschaft siegreich den Platz verlässt, sondern dass ich hoffe, heil wieder nach Hause zu kommen. In der jüngeren Vergangenheit gab es genug Beispiele sinnloser Gewalt in Stadien. Einer der traurigen Höhepunkte, an dessen mediale Berichterstattung ich mich erinnere, war ein Spiel zwischen Rapid und Salzburg, bei dem bengalische Feuer in den Familiensektor der gegnerischen Mannschaft gezielt geworfen wurden.
So wie die hier quasi als Waffe missbrauchten Bengalen, ist die gesamt Pyrotechnik Anlass für heftige Diskussionen und die Positionen sind auf Seiten der Befürworter und der Gegner fix bezogen. Jetzt ist eine entsprechende Choreografie natürlich gut für die Stimmung im Stadion, doch sie muss dort ihre Grenzen finden, wo sie die Sicherheit Unbeteiligter gefährdet. Leider setzen sich aber auch die zivilisierteren der organisierten Fans zu wenig dafür ein, die schwarzen Schafe der eigenen Reihen auszusondern, sondern stürzen sich beispielsweise blind in Solidaritätsbekundungen gegen Stadionverbote.

Nun ist Rapid auch auf europäischer Ebene bereits gut bekannt für seine nicht zähm- und zivilisierbaren Fans und ich frage mich stets, kann der Verein nicht dagegen wirksam vorgehen, oder wollen die Verantwortlichen schlichtweg nicht. Auch diverse Eskalationen rund um Derbys, sind mir noch in schlechter Erinnerung, sodass ich seit Jahren versuche, Events mit grün-weißer Beteiligung möglichst großräumig zu umgehen. Schade finde ich nur, dass ich als braver, interessierter Fan, so von manchen Events wegen des aggressiven Vorgehens einiger Unbelehrbarer quasi ausgeschlossen werde.

Regeln für eine friedliche Stadionkultur
Die deutschen Bundesligaklubs haben unlängst einen umfassenden Maßnahmenkatalog für eine erhöhte Stadionsicherheit (aufgrund eines intensiven Drucks seitens der Politik) erlassen. Schade finde ich beispielsweise, dass bei Spielen ab einer gewissen Spielklasse Alkohol im Stadion verboten ist. Jetzt weiß man natürlich, dass Alkohol enthemmt und dass dies bei besagten gewaltbereiten Unbelehrbaren geradezu kontraproduktiv ist, doch führt auch dieser Umstand dazu, dass ich mir lieber ein Match zuhause erste Reihe fußfrei auf der Couch mit einem richtigen Bier ansehe, als im Stadion, zwangsnüchtern, umgeben von Schlägertrupps. Wenn das die Richtung ist, in die die Klubverantwortlichen gehen wollen, dann kann ich ihnen nur dazu gratulieren.

Der traurige Höhepunkt war vor wenigen Wochen in den Niederlanden, als ein freiwillig eingesprungener Linienrichter in einer der untersten Ligen, nach dem Match am Heimweg von 3 Jugendlichen (15/16 Jahre) zu Tode geprügelt wurde. Da die Fußballszene auch nur ein Spiegelbild der restlichen Gesellschaft ist, frage ich mich schon, in welcher Welt ich lebe. Unterm Strich betrachtet geht es im Fußball zwar um viel, aber sicher nicht um das Leben, doch wenn dennoch ein mehr oder weniger abstrakt Beteiligter dafür sein Leben lassen muss, werde ich ratlos. Da sind dann meine Sorgen über ein alkoholfreies Bier plötzlich von äußerst nachgeordneter Priorität….

robe

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