Freitag, 4. Januar 2013

Gehaltsverhandlungen

Jedes Jahr rund um den Jahreswechsel wird es für den Großteil der arbeitenden Bevölkerung spannend, wenn sich Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter gemeinsam in eine Enklave begeben und die kollektiv(vertraglich)en Gehaltsanpassungen ausschnapsen. (Dass dabei mitunter auch Schnaps und sonstige lukullischen Genüsse nicht zu kurz kommen, und die beiden Parteien alles andere als erbittert gegeneinander vorgehende Gegner sind, mögen nur böse Gerüchte sein.)
Jedes Jahr freue ich mich wieder auf das Ende dieser Verhandlungen. Damit stehe ich zwar nicht alleine da, doch sind meine Motive eher ungewöhnlich. Manch einer mag froh sein, endlich eine (gutes) Ergebnis vorliegen zu haben, manch einer freut sich, dass wieder (wann nicht) eine Einigung erzielt wurde. Ich aber freue mich darüber, wie beide Seiten medial erklären, dass sie genau das bekommen haben, was sie wollten. Und jedes Jahr frage ich mich wieder, warum das dann solange gedauert hat. Zuletzt hat der Handel im Dezember 2012 sechs!! Runden gebraucht, nur damit danach sowohl die Gewerkschaftler als auch die anderen Gschaftlhuber erklärten, dass sie überglücklich mit dem Kompromiss sind. Die korrekte Frage des Journalisten müsste in diesem Moment lauten: „Und was haben sie dann bei den ersten fünf Runden gemacht? Wenn sie eh mit dem glücklich sind, was sie bekommen haben, warum haben sie dann mehr gefordert als sie brauchten/wollten?“ Vergeblich warte ich auf solche demaskierenden Fragen – insofern ist meine Freude über den Abschluss stets etwas getrübt.

Neugebauer mein Held
Den Vogel abgeschossen hat der oberste Schutzpatron der öffentlich Bediensteten. Zu Jahresende 2011 (mitten in der auch im öffentlichen Bereich allgegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise) wurde großartig kämpferisch erklärt, dass jeder Abschluss unter 3% sicher nicht akzeptiert werden würde. Der Befehl wurde mehr oder weniger brav befolgt und nach dem Abschluss lag ihm die gesamte öffentliche Heerschar wieder dankergebenst zu Füßen. Nur wenige Wochen des neuen Jahres 2012 vergingen und plötzlich musste das nächste öffentliche Sparpaket geschnürt werden. Plötzlich verkündete die selbe Person vollmundig, dass natürlich auch der öffentliche Dienst seinen Beitrag zum Sparen leisten würde und angesichts der budgetären Engpässe auf eine Gehaltserhöhung 2012/13 verzichtet wird. Und da will mir jemand erklären, dass dies nicht bereits während der vorangegangenen Verhandlungen ausgeschnapst und „part of the game“ war? Naiv müsste ich sein, dies zu glauben.
Jetzt kam besagter Jahreswechsel und manch öffentlich Bediensteter ist völlig konsterniert, heuer keine Gehaltserhöhung zu bekommen. Viele von ihnen wären wohl glücklich, hätte es die völlig überzogenen 3,irgendwas Prozent schön aufgeteilt auf zwei Jahre gegeben – damit ließe sich die real wahrgenommene Inflation wohl besser bewältigen. Noch amüsanter war jedoch, dass sich manche Teilgruppen wie die Wiener Schulwarte oder die Salzburger Spitalsbediensteten plötzlich nicht mehr an den Frühjahrsdeal gebunden fühlten, und vehement eine Sonderbehandlung forderte. Wer weiß, vielleicht hat der Oberguru der Sozialpartnerschaft wieder ein offenes Ohr für solche Anliegen...

robe

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