Sonntag, 9. Juni 2013

Hochwasserverbrechen in Österreich

Alle (paar) Jahre wieder wird je nach Örtlichkeit, Dauer und Intensität der Niederschläge ein Großteil unserer Landschaft überflutet. Die Betroffenen freuen sich verständlicherweise eher weniger über den quasi direkten Schwarzmeerzugang Österreichs.
Die Zeit der Flutkatastrophe ist nicht nur eine Zeit der Betroffenheit, sondern Gott sei Dank auch eine Zeit der großen Hilfsbereitschaft. Hand in Hand wird dabei versucht das Unglück im Schlamm aufzuarbeiten und auch an den Schreibtischen der Republik Ursachen zu erforschen und Lösungen (für die Zukunft) zu finden. In einem ersten Schritt verspricht die Landes- und Bundesregierung immer umfangreiche Hilfsmaßnahmen und der Katastrophenfonds wird aufgefüllt als hätten wir die letzten Jahre keine Wirtschaftskrise gehabt.

Des einen Leid, des andren Freud
Der Steuerzahler darf dabei gleich dreimal zahlen. Zunächst zahlt er in den Katastrophenfonds ein, um den Wiederaufbau zu gewährleisten. Dann zahlt er für künftige Schutzprojekte wie Dämme oder mobile Einrichtungen und ein drittes Mal zahlt er dann noch für Grundstücksabgeltungen, um in den betroffenen Gebieten die nötigen Bau- und Sicherungsmaßnahmen vornehmen zu können.
Ein paar „Nutznießer“ gibt es aber Gott sei Dank auch. Da wären einmal viele idyllische Gastronomiebetriebe, in den aktuell überschwemmten Gebieten, die sich in der wasserfreien Zeit am touristischen Hotspot (Donauinsel, Wachau,...) eine goldene Nase mit überteuerten Preisen verdienen und den Rolls Royce und die Yacht vor dem Hochwasser rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben. Nach dem Hochwasser kassieren sie das Steuergeld, um ihren erlittenen Schaden zu kompensieren (weil sie ja leider kein Geld für eine Versicherung ausgeben wollten) und im besten Fall verlangen sie dann noch überteuerte Preise, wenn es darum geht der öffentlichen Hand ihre Grundstücksflächen für künftige Schutzbauten abzutreten (um in Zukunft ungestört wieder beim Touristen abkassieren zu können).

Baulicher Wahnsinn
Die Wachau gilt aktuell als vermeintliches Musterbeispiel des Hochwasserschutzes. Entlang von Weißenkirchen über Dürnstein bis Krems Stein wurde ein mobiler Hochwasserschutz errichtet, der auf das Niveau der Donau von 2002 ausgelegt wurde. Nun hat man gezittert, ob er ausreichend hoch sei. Künftig wird auch Melk, Emmersdorf und wohl auch Oberösterreich einen solchen Damm erhalten. Schön eingesperrt wird die Donau dahinfließen und alles gut werden. – Wer’s glaubt! Die Wassermenge war heuer schon weniger als 2002, nur der Wasserstand höher – klar, wenn alle Ausdehnungsgebiete der Donau verloren gehen, muss sie notgedrungen in die Höhe wachsen.
Je mehr Schutzbauten also entlang der Donau errichtet werden, desto höher wird sie, desto mehr weichen sich die Dämme auf, desto mehr wird die Schutzmauer zu niedrig sein und desto mehr Rückstau gibt’s bei den Zubringerflüssen. Juchu, wir haben uns vor der Donau geschützt – blöd nur dass uns nun das Wasser hinten rein rinnt, weil zB die Krems oder andere Zubringerflüsse nicht mehr abfließen können. Im Extremfall steht dann das Wasser zu beiden Seiten des Dammes...

Ursachenforschung
Der Klimawandel ist wohl nur bedingt am aktuellen Hochwasser schuld. Ähnliche Niederschlagsperioden gab es auch in der Vergangenheit, bei weit geringerem Schadensausmaß. Doch aktuell werden immer mehr Landflächen zubetoniert, Gebirgsbäche in Rohre gezwängt und möglichst schnell talwärts geleitet, Flüsse begradigt, Flussufer eingedämmt und ähnliche Bausünden begangen.

Lösungsvorschlag
Wenn wir gesellschaftlich schon weitertun wie bisher – sprich immer mehr Landfläche versiegeln, sodass der Boden immer weniger Wasser am Niederschlagsort aufnehmen kann, müssen wir das Wasser irgendwo anders hingeben. Schnell zur Donau bringen hat sich soeben nicht als Lösung bewährt und wird auch künftig noch weniger eine Lösung sein.
Wichtig ist es daher, entsprechende Rückstaubecken und Überflutungsflächen im Zubringerbereich, bzw. rund um die großen Flüsse zu erschaffen. In Seitentälern einer kleinen Ache eine Staumauer zu errichten um diese bei Bedarf zu schließen und das Wasser zurückzuhalten (damit maximal eine kleine Almhütte weggeschwemmt wird, die nachher mit weit geringerer finanziellen Hilfe wieder aufgebaut werden kann, als halb Schärding), wäre einmal ein Anfang.
Anschließend muss der Bauwahn rund um die ehemaligen Donauüberschwemmungsgebiete ein Ende nehmen. Warum gibt es immer noch (neue) Häuser rund um z.B. Kritzendorf? Dieses Gebiet ist topografisch nichts anderes als ein Überschwemmungsgebiet. Also weg mit dem Beton dort und Schleusen im Bedarfsfall öffnen um das Gebiet zu fluten (bevor halb Melk im Wasser ersäuft). Natürlich ist dies nun eine nicht nur unpopuläre sondern vor allem auch realpolitisch unlösbare Prioritätensetzung sowie ein irreales Ansinnen, aber wenn wir versuchen die Natur in die Knie zu zwingen, wird sie sich wehren und ich weiß schon, wer die Auseinandersetzung gewinnen wird...
Manche (Politiker) im Land haben das allerdings noch nicht verstanden und glauben ernsthaft in ihrem Majestätswahn diesen Kampf gewinnen zu können – ohne Rücksicht auf Verluste. Also werden wir weiterhin die falschen Hebeln in Bewegung setzen bis uns das Wasser weiter als bis zum Hals steht.

Selbstverständlich sind viele Argumente (wieder) sehr weit weg vom allgemeinen Mainstream, aber ich würde mich über einen sachlichen Gedankenaustausch sehr freuen.

robe

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