Donnerstag, 13. Dezember 2012

Feldwoche

Ja, es geht auf zur Feldwoche, denn dieses Ereignis ist jedem (ehemaligen) Präsenzdiener ein Begriff.

In Allentsteig befindet sich der größte Truppenübungsplatz Österreichs. Medial ist dieser Ort durch diverse Unfallgeschichten hinlänglich bekannt, weil sich dort immer wieder Granaten in umliegende Ortschaften verfliegen, oder wie zuletzt ein Panzer mal irgendwo umkippt.

Egal ob in der Gluthitze des Sommers oder bei eisigster Kälte im Winter – unweigerlich verbunden mit körperlichen und vor allem auch seelischen Martereien und ärgsten Schikanen. Rückblickend überwiegen allerdings speziell bei der Feldwoche die guten Erinnerungen und die Selbstbestätigung, sie überstanden zu haben.
Die Feldwoche, deren Lehrinhalte vom einfachen „Leben im Felde“ bis zu strapaziösen Gefechten reicht, beginnt mit der Verlegung mittels der bereits beschriebenen MTWs nach Allentsteig (oder sonst wo hin). Den Platz auf der Ladefläche teilt man sich mit dem KAZ 3 und diversen anderen Ausrüstungsgegenständen. Am Besten plaziert man sich selbst auf die Mitte der Sitzbank – dort ist man am Wenigsten vom Fahrtwind bzw. den von hinten hineinströmenden Abgasen bzw. Regengüssen belästigt.

Der erste Lehrinhalt besteht wie bereits erwähnt aus dem „Leben im Felde“. Dies bedeutet den Verzicht auf alle Annehmlichkeiten und die Abkehr von der Zivilisation. Also: das Verspeisen diverser Fressalien vermengt mit Erde und Grünzeug, welches immer im Essgeschirr verweilt, „schlafen“ in einem 8-Mann Zelt verbunden mit dem Inhalieren von Staub und Russ des Ofens (in der Früh erwacht man mit Krämpfen, weil es unmöglich ist die Füße auszustrecken, aber dafür wird der Tag zumeist so anstrengend, dass man die Füße ohnehin nicht mehr spürt). Geschlafen wird übrigens mit den Schuhen (daher kann es durchwegs zu Durchblutungsstörungen in den Zehen kommen, weil man 5 Tage und Nächte lang mit denselben Schuhen ohne Pause herumläuft) und teilweise mit dem Kampfgeschirr – es könnte schließlich in der Nacht einen Alarm geben, weil der Feind (wo haben wir bitte einen potenziellen Feind) angreift.
Wenn man nicht in Zelten untergebracht ist, dann nächtigt man in Barracken, die allerdings keinesfalls bequemer sind.
Die „Körperpflege“ (kein einziges mal duschen während der ganzen Woche) erfolgt ungeachtet der Temperatur mit nacktem Oberkörper – dementsprechend gründlich wird sie oftmals erledigt – Zähne putzen logischerweise nur mit erdigem Wasser.

Zur körperlichen Ausbildung:
Auf der Feldwoche beschäftigt man sich die meiste Zeit mit diversen Kriegsspielchen und Bewegen im Gelände (=Vorwärtskommen in „Schützenreihe (mit 2 Rekruten als Kanonenfutter vorne weg, denn der einfache Soldat ist schließlich nichts wert) bzw. „Schützenkette“). Wobei ihr den Satz „Je näher dem Feind, desto näher dem Boden“ bald nicht mehr lustig finden werdet. Hierfür gibt es die Bewegungsformen: KRIECHEN, ROBBEN und GLEITEN, die mit dem KAZ äußerst schwer fallen (natürlich kann es mal passieren, dass einem die Ausbilder ein Brennesselfeld durchrobben lassen). Zwischendurch kriecht man auch durch diverse Bäche und Sümpfe – deshalb sollte man die Feldschuhe vorher gut einfetten, damit das Wasser, welches oben hineinrinnt, unten nicht mehr hinaus kann).

Angesichts dieser vielen Annehmlichkeiten und der Tatsache, dass das Wetter äußerst bezaubernd sein kann, wäre es natürlich eine Überlegung wert, sich mit vorgetäuschtem Fieber auf die Sanitätsstation zu legen (dafür nimmt man unter Umständen ein Wochenende auf dem Krankenrevier in Kauf).
Wie bereits zu Beginn angesprochen, ist es aber wirklich ein äußerst gutes Gefühl, diese Woche unbeschadet überstanden zu haben und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Gruppe wird besonders gestärkt.

Viel Spaß
Euer General SINNLOS

P.S.: Viele Einheiten nützen die Feldwoche um die Scharfschießübungen zu absolvieren und wenn man scharfe Munition im StG hat, sind die Ausbildner ausnahmsweise mal ruhig und höflich – genießt diesen kurzen Moment, er wird nicht lange anhalten.

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