Sonntag, 30. November 2014

Kindererziehung

Eigentlich wollte ich meinen Blogbeitrag vorige Woche schon diesem Thema widmen, doch blieb in einer herausfordernden Karenzwoche keine Zeit dafür. Jetzt hat der heutige Presse Artikel in den Social Media mächtig Staub aufgewirbelt und beschert mir eine schlaflose Nacht.
Also sitze ich mit dem Babyphon neben mir und habe knapp vor Mitternacht anscheinend nichts besseres zu tun, als meine Gedanken ins Netz zu schreiben. Menschen, die keine Ironie verstehen bitte ich, den nächsten Satz zu überlesen: Und wenn ich morgen dann müde bin und mich mein Zwerg zu sehr nervt, setzts einfach eine Tracht Prügel.

Jetzt gibt's sicher viele Menschen, die nicht meine Ansicht teilen und die, wenn sonst nichts bleibt, in den vorigen Satz Dinge hineininterpretieren, die nicht drinnen sind, aber das riskiere ich jetzt einfach mal...

Warum ist es mir ein Anliegen, mich zu dem Thema zu äußern? Nun, als Vater eines mittlerweile +1 jährigen Kindes ist mir das Thema sozusagen ein Herzensanliegen und Ja, ich gebe zu, nicht nur keine Ahnung gehabt zu haben, was WIRKLICH auf mich zukommt (wer hat das?), sondern auch, manchmal überfordert zu sein (wenn es wirklich Eltern gibt, die reinen Gewissens sagen können, dass ihre Kinder sie nie an die Grenzen treiben, dann bewundere ich diese (ob ich sie beneide, kann ich im Moment nicht sagen)).


Klares Statement gegen Gewalt!

Einleitend eines klargestellt: Ich bin entschieden gegen Gewalt und vor allem gegen Gewalt gegen Wehrlose und im Besonderen gegen Gewalt gegen Kinder.

Ich frage mich nur leider allzuoft, wo diese Gewalt beginnt, wo sie endet und wer sie definiert.

In der vergangenen Woche gab es einen Artikel in den Salzburger Nachrichten (im inhaltlichen Kontext zu dem verbrühten Kind), wonach auch das Anschreien und das Anschweigen von Kindern als eine Form von psychischer (und somit verbotener oder zumindest zu verbietender) Gewalt anzusehen ist. Dieser Artikel war ursprünglich mein Anlass, zu dem Thema zu bloggen, nun liegt aber mehr am Tisch.

Was ist Gewalt?
Diverse Postings in den Social Media zeigten spätestens heute, dass es eine große Bandbreite der Definition und Toleranz gibt. Während die einen das Ohrenziehen (oder an den Koteletten ziehen) noch für absolut legitim halten, verurteilen andere bereits das ins Zimmer sperren als eine Form der Freiheitsberaubung und Liebesentzug als das schlimmste überhaupt.

Polemisch könnte ich das gesetzliche Verbot in § 137 ABGB sehr weit auslegen. Wenn ich meinem Kind kein seelisches Leid zufügen darf, dann darf ich also auch nicht das Zimmer verlassen (weil mein Kind dann für ein paar Sekunden heult (obwohl Mami liebevoll spielend noch immer neben ihm sitzt) bevor es wieder quietschfidel lacht. Dann darf Mami aber auch nicht arbeiten gehen, weil das Kind ja dann tagsüber ohne Mutter sein muss. Dann darf man das Kind nicht in den Kindergarten geben, weil es zum Abschied der Eltern kurz weint usw.
Der vermutlich nicht ganz ernstgemeinte Vorschlag von Herrn Wolf, an einem Polizisten auszuprobieren, was unter Gewalt fällt, ist da auch wenig zielführend.

Wenn es wirklich schon unter (verbotene) Gewalt fällt, das Kind anzuschreien (ab wieviel dB ist ein lautes Wort schon ein Geschrei?) oder anzuschweigen, weil das Kind dann seelische Qualen nimmt, dann sag ich ganz ehrlich dass ich bei weiterer Entwicklung in diese Richtung auch an die Grenzen meiner Erziehungsfähigkeit stoßen werde (auf dass mich der nächste Shitstorm treffe). In meiner mir mitunter zynischen Art fällt mir dazu nur ein, dass wir dann in ein paar Jahren einige verhaltensauffällige Jugendliche oder bereits Erwachsene haben werden, die vom ständigen Erklären und Ausreden entweder einen Tinnitus erlitten haben oder durch ständiges Reden und Diskutieren ganz wirr wurden.

Grenzen setzen / antiautoritäre Erziehung
Ich persönlich mag diese Geschichte aus meinem Psychologie-Unterricht im Gymnasium vom Mann an der Supermarktkassa, der der antiautoritär erziehenden Mutter mit dem "lebendigen" Kind ein Glas Honig über den Kopf leert.

Nein, ich glaube nicht, dass völlige antiautoritäre Erziehung (im Sinne von keine Grenzen setzen etc.) gut ist (aber darüber könnte ich 3 Seiten extra schreiben). Ja, ich erlebe in meinem Umfeld immer wieder, dass Eltern Drohungen aussprechen, die sie nicht einhalten (können/wollen) und das Kind somit macht, was es will.
Ja, ich glaube, dass es auch zur Erziehung gehört, einfach einmal eine klare Ansage an das Kind zu machen (es ist draußen kalt und daher wird die Jacke jetzt angezogen und die Haube aufgesetzt) und es nicht immer als jungen, mündigen Menschen zu sehen, der seine Entscheidungen stets selbst treffen kann/darf/soll.
Ja, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Eltern auch einmal schnell eingreifen müssen, wenn es um das Wohl des Kindes geht (wenn der Zwerg vor ein Auto läuft, dann muss ich mitunter mal einen Hechtsprung machen und selbigen am Arm zurückziehen ohne darauf Rücksicht nehmen zu können, ob dies nun zu einem körperlichen (oder seelischen) Leid führt. (der nächst Shitstorm möge mich treffen). Und in einer solchen Situation halte ich jegliche sonst bevorzugte Erziehungsform der Partizipation und des Begleitens einfach nicht für adäquat angebracht.

Die Grenzen zwischen diesen Bereichen mögen für viele verschwimmen und wird wohl jeder anders ziehen. Ich kann und werde mich nur bemühen, stets die beste Variante anzuwenden und Ja, ich lehne Gewalt gegen mein Kind ab (und würde es jedenfalls nie zur Strafe schlagen), wo diese Gewalt jedoch für mich, für die Community oder für den Richter beginnt oder endet, das kann und will ich nicht allgemein einschätzen.

Habe ich das Recht zu urteilen?
Und daher kann ich nur eins sagen: Ich habe großen Respekt vor Herrn Greber (http://diepresse.com/home/bildung/erziehung/4607949/Wer-Strafe-nicht-vollzieht-wird-unglaubwurdig) für seine offenen Worte (das heißt nicht, dass ich Respekt vor seinen Taten habe!). Ob man seine Methoden goutiert oder verachtet sei dahingestellt. Tatsache ist, dass diese Haltung sicher nur die harmloseste Form von "Gewalt" gegen Kinder ist, die nach wie vor in vielen Kinderzimmern dieses Landes passiert. Ich habe auch größten Respekt vor den offenen Worten von Herrn Wolf über seine persönlichen Erfahrungen (https://www.facebook.com/arminwolf.journalist/photos/a.365198060158736.95746.360686647276544/915174585161078/?type=1).

ABER: Es fällt mir schwer absolut über andere zu urteilen. Ich ertappe mich selbst viel zu oft, dass ich Dinge tue, die ich früher verurteilt habe. Damit meine ich nicht, Gewalt gegen mein Kind, sondern Lapalien wie "Ich trage mein Kind im Arm, während ich den leeren Kinderwagen schiebe", oder "Ich lasse mein Kind die Hälfte des Essens auf den Boden werfen" (um die aktuell größten Herausforderungen zu nennen, mit denen ich konfrontiert bin).

Mein Zwerg bringt mich in Situationen, von den ich nie gedacht hätte, dass sie möglich sind. Ich halte mich für einen gebildeten, aufgeklärten und vernünftigen Menschen, der kraft sozialer Herkunft und finanzieller Möglichkeiten ein gutes Leben führt und meinem Kind ermöglicht. Ich weiß aber auch, dass nicht alle Menschen (Eltern) sich in einer derart privilegierten Lage befinden wie ich und dass es anderen Leuten mitunter schwer fällt andere herausforderndere Situationen als die von mir geschilderten adäquat zu bewältigen. Nein, ich finde es nicht gut, wenn jemand sein Kind schlägt und ich möchte dies nicht entschuldigen; Aber, ich kann es nachvollziehen, wenn andere Menschen sich nicht immer bestens verhalten und mituner Methoden anwenden, die nicht zu kollektiven Begeisterungsstürmen führen. Nein, ich finde es nicht gut, wenn jemand sein Kind zur Disziplinierung unter die eiskalte Dusche stellt, aber welches Recht habe ich (ohne Kenntnis der Situation,...) darüber zu urteilen?

Aus meiner Sicht: Gott sei Dank leben wir in einem Rechtsstaat ohne Selbstjustiz. Wen Dinge stören, die passieren und die er für falsch hält, der möge die entsprechenden Behörden verständigen und den Gerichten und dem Jugendamt viel Arbeit beschaffen. So schlimm das aber erscheinen mag: Auch Kinder, die geschlagen werden, lieben ihre Eltern und manchen geht es bei diesen Eltern vielleicht sogar besser als in einem Jugendheim oder bei Pflegeeltern (spätestens jetzt rechne ich mit dem Zorn der Community).

robe

Mittwoch, 19. November 2014

Schlaflose Nächte

nächtliche Panikattacken

Nicht vieles hat mir vor dem Antritt meiner Karenz Kopfzerbrechen bereitet, aber die Angst vor schlaflosen Nächten hat mich absuderweise durchweg nachts wach liegen lassen.
Meine Gedanken kreisten stets um die eine Frage: "Wie übersteh ich nur die Nächte".

Die Ursache

In den letzten Monaten vor meinem Karenzantritt hat unser Zwerg ca. ein bis zweimal pro Nacht nach seinem Fläschchen verlangt. So schön, so lang ist in wunderbarer Regelmäßigkeit meine Frau aufgestanden und hat den Nachtdienst übernommen (schließlich hatte sie ja tagsüber Zeit, sich zu erholen, während ich ins Büro musste). In den gelegentlichen Nächten, in denen ich mich schlaftrunken in die Küche kämpfte (etwa am Wochenende oder wenn sich mein Liebling mal nicht so fit fühlte), war dies stets von völliger Zerstörung bei mir gefolgt. Mit Schlafentzug bin ich einfach hervorragend zu foltern und würde bereits nach der zweiten Nacht alles gestehen.

Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich eine "Kernschlafzeit" ca von Mitternach bis 5 Uhr morgens brauche. Länger aufbleiben und oder früher aufstehen stecke ich auch über eine längere Zeit gut weg, aber nicht mindestens 4-5 Stunden Schlaf am Stück zu bekommen, ist für mich ohne gute (körpereigene) Drogen nicht zu bewältigen.

Wenn ich in besagter Zeit also geweckt werde, funktioniere ich zwar, doch fährt mein Körper (und vor allem das bei mir weit dominantere Gehirn) rapide auf Vollbetrieb hoch u bleibt dort eine Weile.


Die Angst war nicht unbegründet


Ich hab mit meinem Zwerg also lange und intensiv darüber gesprochen, wie sich der Papa mit den nächtlichen Pflichten so tut. Mein Zwerg ignorierte dies zunächst völlig und verlangte weiterhin seinen späten Mitternachtssnack. Für ihn war das ja kein Problem - mein Sonnenschein schlummerte nach fünf Minuten wieder seelenruhig weiter und der Papa drehte sich für zwei Stunden im Bett von einer Seite auf die andere. Pikanterweise schaffte ich es nach einigen Nächten während dem Fläschchen-Halten im Lehnstuhl noch vor meinem Zwerg wieder wegzudämmern, doch kaum schleppte ich mich mit letzter Kraft in mein Bett zurück, war ich dort angekommen hellwach - und hatte stundenlang Zeit alle möglichen Onlineseiten nachzulesen.


Die Lösung


Nach wenigen Nächten merkte Zwerg die Konsequenz - völlig unbrauchbarer Papa tagsüber. Ich vergaß Dinge, konnte nicht klar denken und verlegte alle möglichen Sachen. Klein-Ich merkte also bald, dass das so mit dem Papa nicht weitergehen konnte. Schließlich wollte sie ja tagsüber mit ihrem Papa Abenteuer erleben und um die Häuser ziehen, mit ihm plaudern, spielen und turnen, statt ihm beim Zusammenbruch auf dem Wohnzimmerteppich zuzusehen.

kleiner Exkurs: Ich habe den Begriff des Babysitt-Schlafens kreiert: Zwerg spielt im soweit abgesicherten Wohnzimmer selbständig für eine gute Stunde während Papa mit einem halben offenen Auge und Ohr in einer Ecke liegt und mehr schläft als wach ist. Zwerg kommt dabei immer wieder vorbei und meldet sich zum einen gesund und anwesend und sorgt zum anderen dafür, dass Papa nicht völlig in den Tiefschlaf abgleitet.
Dieses Babysitt-Schlafen mochte zwar für meine Kleine am Wochenende mal ganz ansehnlich sein, war ihr aber keine Option für die kommenden Monate. Blieb ihr also nur ein einziger Ausweg: DURCHSCHLAFEN.

Und so kam es: Mein Zwerg hat in meiner zweiten Karenzwoche das Durchschlafen für sich entdeckt. Sie geht brav gegen 19 Uhr schlafen, gönnt Mama und Papa noch ein bisschen Zweisamkeit und schlummerst selbst brav bis 7 Uhr (fast) ohne Mucks.
Ganz ehrlich: Ich fühle mich schlaftechnisch im Paradies (und muss jetzt nur noch mit meinen höchstpersönlichen (vollmondbedingten) Schlafstörungen kämpfen).

robe

Montag, 3. November 2014

Karenz vs Arbeit

Wie kommst du klar in der Karenz?

Diese Frage kann ich von mehr oder weniger guten Bekannten nach der ersten Woche meines neuen sinnstiftenden Daseins nicht mehr hören.

An einen Mann gerichtete impliziert diese Frage - vor allem von Damen, die mein eigenes Lebensalter mindestens um 10 weitere übersteigen - zumeist, dass er wohl hemmungslos überfordert sein muss. Besonders amüsiert hat mich die Aussage: "Jetzt siehst du als Mann endlich, was wir Frauen sonst immer leisten müssen". Auf meine Antwort "Ja, aber ehrlich gesagt finde ich es nur halb so schlimm wie die meisten Frauen immer jammern", war die entsprechende Person eher nicht vorbereitet und wird mir wohl auf ewig bös sein.

Danke, es geht mir gut.

Natürlich ist die Karenz anstrengend. Natürlich bin ich manchmal dem Nervenzusammenbruch nahe und natürlich kann mich mein Zwerg manchmal mit aller größtem Schwung in den selben treiben. Aber ist es in der Berufswelt anders?

Ich bezeichne die Karenz gerne als meinen aktuellen Full-Time-Job. Und nachdem ich mehrere Jahre einen äußerst stressigen 10-12 Stunden Arbeitstag hatte, an dem ich ehrlich gesagt nicht wusste, ob ich zuerst meine Mails beantworten, die Presseaussendung fertig schreiben, einen quängeligen Journalisten zurückrufen, das neueste Konzept für den Kunden erstellen oder das Protokoll vom letzten Meeting schreiben sollte, macht der Stress der Kindererziehung keinen gravierenden Unterschied.

Nun lauten meine Herausforderungen Windeln wechseln, Chaos in der Küche beseitigen, Zwerg umziehen bzw. schlafen legen, Einkaufen gehen, den Haushalt auf VorderMANN bringen und kleine Reparaturen vornehmen. Wenn man(n) also nicht von einem behäbigen Beamtenjob in diese andere Welt eintaucht und in derselben selbstverständlich überfordert ist, stellt sich der Unterschied im Stresslevel zwischen Brotjob und Familienjob äußerst gering dar.

Zusammenhalt über alles

Der entscheidende Unterschied kommt nach Bürojob. Während nach einem Arbeitstag die Entspannung kommt, die Kumpels bei einem Bier in der Kneipe warten oder gemütlich ausgegangen wird, heißt es als Kinderbetreuer weiter zu funktionieren. Ob nun die Nächte mit einem zahnenden Kind durchwacht werden müssen oder ein hoffentlich schweigsames Babyphon bewacht wird, entpuppt sich das traute Heim als Gefängnis mit Fußfessel. Hier ist glücklich, wer eine Partnerin hat, mit der die Nächte und oder Abende geteilt werden können, um hin und wieder ein wenig Ausgang zu bekommen.

Mein größter Respekt gehört daher nicht den karenzierten Müttern, sondern den alleinerziehenden Elternteilen, die 24/7 zu 100% funktionieren müssen und vielleicht auch nicht über eine Oma in Rufweite verfügen, die liebend gerne einmal die Beaufsichtigung (auch über Nacht) übernimmt.
Nachdem ich sowohl eine wunderbare Frau habe, mit der ich die Herausforderungen des Elterndaseins hervorragend gemeinsam bewältige und meine Tochter zwei fürsorgliche Großelternpaare hat, die ganz vernarrt in ihre Enkelin sind, habe ich jedenfalls keinen Grund zu Klagen.

robe

PS: Und wenn mich mein Terrorzwerg doch einmal wieder über Gebühr in den Wahnsinn zu treiben versucht denke ich an all die Chefinnen und Chefs in der Berufswelt, die mit ihren MitarbeiterInnen in (un)regelmäßigen Abständen das gleiche tun - und schon geht's mir wieder besser.

Montag, 27. Oktober 2014

Start Väterkarenz

Daddysitting - oder: Heute beginnt mein neues Leben!
Am Freitag habe ich mich im Büro mit den Worten "Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr" verabschiedet.
Am Wochenende wurde mein Zwerg ein Jahr alt u so beginnt heute meine Väterkarenz.

Die Idee darüber zu bloggen verkommt sich gerade zur i$)L(Q iLLUSION!!; DA SICH MEIN ZwERG BEMÜSIG!T 1füht, dem papa beim schreiben am laptop zu unterstützen . - A<LS<O KEIN AGUATERJ !POPPPPPPLAN.1:.df

Nach zwei Stunden einkaufen, wickeln, Haushalt und Spielen mit dem Zwerg schläft dieser nach langem Kampf. Eigentlich sollte ich seine Schlafphase auch zur Eigenerholung nutzen, statt mich vor den Lapi zu setzen - eine Erfahrung die ich wohl erst in ein paar Tagen machen werde. Momentan lebe ich noch in der Illusion diese Phasen für eigene Produktivität nutzen zu können - etwas, wofür mich meine Frau herzhaft auslacht.

Die unmittelbare Zukunft
Papa ist jetzt mal ca. für ein halbes Jahr in "Vollkarenz" während Mama wieder ins Berufsleben einsteigt. Soviel zu meinem modernen Rollenverständnis der Geschlechter und mein subjektiver Beitrag für eine gleichberechtigte Gesellschaft(Ehe). Über diverse gesellschafts(politische) Aspekte diesbezüglich werde ich mich in weiteren Beiträgen noch auslassen.

Jetzt ist mein "Arbeitsalltag" also von Windeln, Spielsachen und Fläschchen statt von Akten, Besprechungen und kollegialen Troubles geprägt - eine Perspektive die mir ehrlich gesagt ziemlich gut gefällt.

Meine Naivität
Als erstes auf meiner Todo -liste steht, eine Todo Liste für die Karenz zu schreiben. Ich habe ernsthaft die Vorstellung, meine Zeit zuhause für alle möglichen unerledigten Dinge wie Steuerausgleich, Gartengestaltung oder den Bau einer Sandkiste nutzen zu können. Wieder lächelt mich meine Frau milde an und wartet nur, bis ich in der Realität angekommen bin.


Mein Plan

Damit aber die Karenz tatsächlich für alle Beteiligten ein Erfolg wird, habe ich mir (typisch für mich als organisierten, strukturierten und perfektionistischen Menschen) einen Wochenplan erstellt. Dort ist nun mehr oder weniger fix eingetragen, wann Besuchszeit (bei uns oder auswärts), Turnstunden oder Zeit mit den Großeltern ist. Zusätzlich plane ich gemeinsame Kocheinheiten mit dem Zwerg, sowie selbstverständlich Mußestunden mit demselben. Hausarbeit, Einkäufe und ähnliche eher lästigen Verpflichtungen sind auch eingeplant. Aber auch Zeit für mich (und meinen Sport) und vor allem Zeit zu Zweit (wenn der Babysitter da ist) um auch als Paar weiterzubestehen steht auf meiner Pinwand.

Jeder Karenzelternteil der mir nun entgegenhält, dass man sowas nicht planen kann, antworte ich, dass diese Zeiteinheiten modular verschiebbar sind und natürlich nicht in Stein gemeißelt sind. Wichtig ist, aber alle diese Bereiche vorzusehen und auch tatsächlich einzuhalten (im Sinne von: jede Woche sollte es Zeit zu Zweit geben). Ich kenne viele Paare wo sich der Karenzteil nur noch um das Kind kümmert und dabei das gesamte Drumherum vergisst - langfristig ist dadurch die Partnerschaft, der Haushalt und das ehemalige Sozialleben zum Scheitern verurteilt. Wenn ich also in meiner Karenz nichts schaffe, was ich mir vorgenommen habe - die Module meines Wochenplans sollen zumindest eingehalten werden.

robe

Montag, 8. September 2014

Wachau24h

Wachau 24h - ein Resümee

Der Plan
Die Idee des Weitwanderns kam vor rund eineinhalb Jahren - ich wollte mal gehen, um des Gehens Willen. Ohne Plan und ohne Ziel; Schauen wie weit ich komme; Warten bis mich die Müdigkeit oder die Erschöpfung übermannt...
Die Idee reifte zum Plan und der Plan nahm Gestalt an. Ein Ziel war rasch gefunden - die Wachau als Heimat im Herzen sollte als Kulisse dienen. Sie bietet zum einen, ein mir bekanntes Gelände und somit jederzeit die Möglichkeit abzubrechen und ist infrastrukturell erschlossen um jederzeit wieder heimzukommen.
Nach den ersten Recherchen kristallisierte sich der Welterbesteig als herausfordernder Weg heraus. Aus dem Plan wurde ein Projekt: Wachau24h. Die nackten Zahlen führten rasch dazu, dass ich jegliche Begleitgedanken ad acta legte und feststellen musste - das wird richtig anstrengend. Selbst ohne der Jauerlingrunde wären es von Krems bis Emmersdorf rund 70 km und sage und schreibe 3.000 Höhenmeter (da hatte sich jeder mit dem ich im Vorfeld darüber geplaudert hatte, kräftigst verschätzt) - soviel bin ich noch nie an einem Tag hoch- und wieder runtergestiegen.
Ein Ziel in diesem Sinne gab es jedoch nie - zu ungewiss war, wie mir das Weitwandern liegt. Außerdem wollte ich ohne Druck einfach nur "am Weg sein", warten ob ich den "Flow" erlebe und vor allem - einfach mal abschalten (was mir sonst beim Sport leider nie gelingt).


Das Ergebnis

Der Start erfolgte um 19 Uhr in Krems. Los gings über den Kreuzberg, Stein und Loiben richtung Dürnstein. Schon beim ersten Anstieg meldete sich mein Knie (das mir normalerweise am Berg immer zu schaffen macht) - möglicherweise waren die Höhenmeter doch weit übermotiviert gewählt. In Dürnstein habe ich kurz die Trinkvorräte aufgefüllt und bin wieder zur Starhembergwarte hinauf. Die Knie erklärten mich nun endgültig für verrückt und rasch war klar - den Welterbesteig kann ich nicht weiter verfolgen. Über die Fesselhütte gings weiter richtung Weißenkirchen und bei der nächsten Steigung kam der Entschluss zum Abstieg. Über das Pfaffenbachtal bin ich hinab zur Donau und hab mir gegen 1 ein nettes Plätzchen zum Schlafen gesucht.
Zusammenfassung 1. Tag: 18,4 km; 6 Stunden und knapp 900 Höhenmeter
Nach vier Stunden auf einer Holzlatten-Rastbank gings weiter entlang der Donau nach Weißenkirchen. In der Ebene hielten die Knie, allerdings hat der gewählte Schlafplatz meinem Rücken nicht gefallen und so entwickelte sich mein Rucksack zur quälenden Last. In Weißenkirchen habe ich zunächst die Trinkvorräte aufgefüllt und im Sonnenaufgang überlegt, ob und wieweit (wielang) ich noch gehen wollte. Bei St. Michael waren die Schmerzen im Kreuz schließlich so heftig, dass ich den Rucksack am liebsten in die Donau geworfen hätte. Bis Spitz wollte ich noch kommen, dort siegte allerdings der Verstand über die Leidenschaft und ich entschloss mich verfrüht (gibt's das ohne Ziel?) zur Heimkehr.
Zusammenfassung 2. Tag: 10,3 km; 3 Stunden und nur 50 Höhenmeter


Die Erkenntnisse

Was bleibt also? Ein paar - mehr oder weniger triviale - Erkenntnisse und die Frage, ob ich's nochmal versuche. Vor allem aber sollte ich mir vorher mal einen Arzt - jedenfalls für meine Knie suchen...

1. Wenn man sich für eine (Nacht)Wanderung schon eine Vollmondnacht aussucht, sollte man das Gebiet auch so wählen, dass der Mond in den Gräben und im dichten Wald sichtbar ist - sprich ich bin in der Nacht mehr mit Stirnlampe als ohne gegangen.
2. Ich gehe ungern allein - auch wenn ich dann weniger Rücksicht nehmen muss, fehlt doch ein wenig die Ansprache....
3. Ich bin ungern in der Finsternis unterwegs (was die männliche Version für "ich fürchte mich im Dunkeln" ist). Vor allem bin ich mir aber nicht sicher, ob mir alle Tiere des Waldes so ganz geheuer sind.
4. Zumindest einen halben Liter Wasser hätte ich als Gewicht beim Gepäck einsparen können.
5. Eine gute Tourenplanung ist wichtig - es ist zwar nett einen Busplan mitzuhaben, wenn dieser jedoch nur für Mo-Fr gilt, hilft dies an einem Sonntag nur bedingt weiter.
6. Gesundheit und entsprechendes Training (man könnte es auch Fitness nennen) sind für eine Tour dieser Dimension absolut notwendig.
7. Ich mag keine Berge (auch nicht Hügel und generell keine Steigung) - als Alpenvereins Tourenführer tut diese Erkenntnis zwar weh, passt aber zu meinen aktuellen körperlichen Beschwerden.
8. Es ist absolut wichtig fürs persönliche Seelenheil Pläne in die Tat umzusetzen.
9. Auch wenns dem meditativen Charakter nicht guttut - ich bin lieber mit Musik unterwegs (ab St. Michael hat mich der Kopfhörer in meinem Ohr gerettet).
10. Das Wandergebiet als bekannte Destination zu wählen hat zwar den Vorteil, sich nicht sooo viel auf den Weg konzentrieren zu müssen, nimmt der Sache aber auch ein wenig den Reiz.
11. Ich habe meinen Trip laufend über Twitter und Instagram mitdokumentiert. Inwiefern dies ablenkend war und ich deswegen nicht den herbeigesehnten "Flow" erfahren durfte, bleibt offen.
12. Eine Parkbank ist kein guter Schlafplatz.
13. Eine Erkenntnis, die ich schon seit meinen Jugendjahren hatte: ich kann nicht durchmachen und brauche irgendwann in der Nacht meinen Schlaf.
14. Mein (Anfangs)tempo war einfach viel zu hoch. Beim Weitwandern sollte man sich auf die Distanz konzentrieren und nicht schon in den ersten Stunden der Welt Beine ausreißen.
15. Daran anschließend: Pausen sind kein Verbrechen und durchgehen ist nicht zwingend erforderlich.
16. Wenn man IT-Geräte verwenden will (GPS Uhr, Lifetracker, Social Media Tools), sollte man sich für eine längere Tour frühzeitig um entsprechende Akkulademöglichkeiten (oder einen Reserveakku) Gedanken machen.

Mal sehen ob ich das Projekt nochmal angeh...
Robe

Samstag, 23. August 2014

Drachenbootrennen2014

Was im sechsten Jahr für viele Teams mit großer Vorfreude sehnsüchtig herbeigesehnt wurde, endete als organisatorische Katastrophe und offenbarte Unfähigkeit seitens der Veranstalter....

Zunächst begann die Veranstaltung mit knapp 80 Minuten Verspätung, danach wurde die Startliste (welches Team fährt wann gegen wen) während dem ersten Qualifikationslauf abgeändert und schließlich beschloss die Rennleitung die Reduktion der Halbfinalteilnehmer von 16 auf 8 Boote.
Zu guter Letzt wurde in letzter Minute das Semifinale gänzlich gestrichen - nachdem zumindest fünf hoffnungsvolle Teams und somit über 100 Personen teilweise über eineinhalb Stunden im mehr als strömenden Regen ausgeharrt hatten.
Um der Sache noch eines draufzusetzen, war es aufgrund unterschiedlicher Wertungskategorien, mangels entsprechender Kennzeichnung, den Teilnehmern zu keinem Zeitpunkt möglich, den ausgehängten Ergebnislisten zu entnehmen, welche Zwischenplatzierung sie nun tatsächlich belegen.
Ein Resümee nach sechs Jahren: wäre die aktuelle Leaderperiode nicht zu Ende und hätte das Drachenbootrennen heuer nicht zum letzten Mal stattgefunden, man müsste fürs nächste Jahr entweder dringend neue Organisatoren herbeisehnen oder als Mannschaft konsequenterweise seine Teilnahme mehr als überdenken.
Was bleibt also von dem Event? - Ein schaler Nachgeschmack!
Was hätte von dem Event bei entsprechender Professionalität bleiben können?
Ein tolles Event, das in positiver Erinnerung bleibt und zur Belebung der Region beiträgt.

Die Chronologie der Ereignisse 2014:
31.1.2014: Anmeldeschluss für die Voranmeldung
3.8.2014: offizieller Nennschluss
21.8.2014 (18:45): der Veranstalter schafft es an die Teilnehmer eine Starterliste und letzte Informationen für ein Veranstaltung, die am 23.8. um 14 Uhr stattfindet, zu versenden.
Der Veranstaltungstag:
13:45 Die Teamkapitänsbesprechung sollte planmäßig stattfinden
14:00 Der geplante Start findet noch nicht statt
14:05 Ein letzter Aufruf für ein offensichtlich nicht erschienenes, angemeldetes Team erfolgt
14:15 Die Teamkapitäne geben die Information weiter, dass sich der Start etwas verzögert, weil ein AM VORMITTAG angeblich gesichtetes Krokodil im Werftbecken gesucht werden muss. (Nebs der Frage, inwiefern man eine derartige Meldung verfolgen kann/soll/muss bleibt vor allem die Frage, was zwischen Vormittag und 14:15 diesbezüglich unternommen wurde)
14:25 Die Feuerwehr fährt das Werftbecken ab und sucht das Krokodil
14:40 Nun sucht auch ein Polizeiboot nach dem Krokodil
15:05 Die Veranstalter beweisen kurz Humor und spielen "Schni, Schna, Schnappi - das kleine Krokodil"
15:15 Der Platzsprecher teilt mit, dass die Bezirkshauptmannschaft die Freigabe zum Start erteilt hat (das Krokodil wurde nicht gefunden)
15:20 Der Start des ersten Qualifikationslaufes erfolgt
gegen 16:00 Die nun ausgehängte weitere Startliste steht im Widerspruch zur vorab versendeten (Infos an die Mannschaftskapitäne erfolgte bis dato nicht - erst auf Rückfrage wird die Änderung bestätigt)
gegen 16:30 Der Platzsprecher verkündet, dass das Semifinale von den besten 8, statt wie angekündigt und geplant von den besten 16 Teams bestritten wird
17:10 - 17:35 Ein Wolkenbruch geht über Korneuburg nieder, der durchwegs als "Weltuntergang" bezeichnet werden kann - die Boote bestreiten entsprechend dem Zeitplan trotz widrigster Bedingungen ihren zweiten Qualifikationslauf - zwei Bootsmannschaften flüchten und treten nicht mehr an
18:20 Der Platzsprecher sorgt durch eine kurzfristige Änderung der zum Start aufgerufenen Mannschaft für Verwirrung und verzögert die Veranstaltung um rund 10 Minuten.
18:35 Der Platzsprecher verkündet den aktuellen Zwischenstand hinsichtlich der Qualifikation für das Semifinale
18:36 Der Platzsprecher korrigiert nach Urgenz den Zwischenstand für die Semifinalqualifikation um die drei Boote, die in einer eigenen Wertung (mit größerer Besatzung) fahren
18:36 Der Platzsprecher teilt mit, dass das Semifinale aufgrund der Witterungsbedingung (mittlerweile herrscht nur noch leichter Nieselregen) entfällt und nur noch ein Finale mit den besten vier Booten gefahren wird. Zu diesem Zeitpunkt nehmen die letzten beiden Boote des zweiten Qualifikationsdurchgangs (mit verbliebender Chance auf das Semifinale) gerade Aufstellung zum Start.
18:37 Der Platzsprecher und der Veranstalter teilen nach Reklamation der betroffenen Teams mit, dass diese Entscheidung bereits zu Beginn der heftigen Niederschläge getroffen wurde.
18:... jegliche weitere Berichterstattung erübrigt sich

Das Rundherum:
Noch ein Wort zu den Rahmenbedingungen: Dass im Rahmen des Drachenbootrennens der Leaderregion auch das österreichische Finale der Drachenboote stattfindet, mag zwar für den Veranstalter zu (finanziellen) Synergieeffekten führen, beeinträchtigt aber doch die lokale Veranstaltung. Dies vor allem dann, wenn die entsprechenden Teams nicht in den Ergebnislisten gekennzeichnet/herausgerechnet sind, der direkte Vergleich im Rennen Boot gegen Boot unbrauchbar ist und die zeitliche Mehrbelastung zu organisatorischen Änderungen führt.

robe

PS: Würde man nun auf die Idee kommen, als betroffenes Semifinalteam konsequenterweise aufgrund des vorenthaltenen Laufs einen Teil des Startgeldes zurückzufordern, sollte man sich zuerst einen Passus aus dem Anmeldeformular in Erinnerung rufen:
"Ich versichere gleichzeitig, dass ich keinerlei Rechtsansprüche und Forderungen an den Veranstalter, dessen Mitarbeiter, sowie Vereine und alle betroffenen Gemeinden und sonstige Personen und Körperschaften stellen werde, soweit nicht Haftpflicht-Versicherungsansprüche bestehen."
Ein Passus, der bei näherer juristischer Auseinandersetzung rechtlich zwar nicht relevant wäre, aber schon mal die Angst seitens des Veranstalters vor massiven eigenen Fehlern dokumentiert.

Samstag, 16. August 2014

Festspiele Stockerau

Die Festspiele Stockerau sind nun seit einer Woche vorbei und allseits wird Bilanz gezogen. Das Psychosoziale Zentrum als Spendenbegünstigte überlegt, welche Anschaffungen getätigt werden können, die künstlerische Leitung evaluiert die dargebotene Schauspielkunst, die Stadtgemeinde macht sich Gedanken über die Zuschauerzahlen und die Anrainer überlegen sich, wo sie nächstes Jahr wieder 4 Wochen Urlaub verbringen werden. Alle diejenigen (der Genannten), die noch nicht mit der Aufarbeitung der letzten Wochen begonnen haben, sollten dies vielleicht bald tun.

Auch meinerseits darf ich ein paar Gedanken zum etwaigen kontroversiellen Diskurs in den virtuellen Raum stellen.
Ich habe es erst zum vorletzten Termin geschafft, war aber mehr als begeistert. Die Inszenierung war großartig, das Stück ist sowieso toll und die Schauspieler haben allesamt eine sehr gute Leistung dargeboten. Kurzum - den Abend konnte ich in vollen Zügen genießen, zumal das Catering im Vergleich zum Vorjahr sehr flott und somit gut funktioniert hat.

Was hinterlässt aber einen schalen Nachgeschmack?

1. Die Kartenpreise
In einer Kleinstadt wie Stockerau - für eine semiprofessionelle Inszenierung mit einer Vielzahl an Laiendarstellern und den wetterbedingten Unsicherheiten sollten die Kartenpreise auch dementsprechend angesetzt sein. Die beste Kategorie (die weit mehr als die Hälfte der Sitzplätze umfasste) kostete 54 Euro. Für eine Familie sind dies nicht unerhebliche Kosten und diese führen vor einem etwaigen Besuch zu mehrmaligem Abwägen. Zu bedenken ist, dass ich um das gleiche Geld in einem Theater oder Musical in Wien schon sehr gute Plätze bekomme.
In einer Klein(geistigen)stadt führt dies dazu, dass unter Berücksichtigung der sehr schwachen Auslastung Otto Normalverbraucher die billigsten Plätze bucht und gefühlte 0,2 Sekunden nach Beginn von der Seite und den hinteren Reihen in die freie Mitte stürmt und sich ins Fäustchen lacht, weil er ja ein ganz toller Revoluzer ist.

2. Das Rahmenprogramm
Noch vor Beginn der eigentlichen Festspielzeit schloss eine der angekündigten Locations für die Aperitifkonzerte aus wirtschaftlichen Gründen die Pforten - das sagt wohl viel über die Gastronomieszene und die "freundlichen" Rahmenbedingungen für selbige, in meiner Heimatstadt aus.

3. Der Kartenverkauf
Stockerauer Stadtbürger bekamen auf den Kartenpreis 20% Ermäßigung - zumindest diejenigen, die sich am Kulturamt danach erkundigten - alle anderen zahlten mangels adäquater Kommunikation den Vollpreis.
Für das Wiener Zielpublikum gibt es dann noch eine Vorverkaufsstelle in der großen Stadt und die Tickets können dort telefonisch geordert werden. Eine Auskunft über selbige Hotline, ob die Vorstellung an wetterinstabilen Tagen indoor oder outdoor stattfindet, erhofft man sich jedoch vergeblich.

4. Die Zielgruppenorientierung
Nach dem Abschied von Intendant Alfons Haider wurde mit Zeno Stanek ein neuer Weg beschritten. Die Richtung und das entsprechende Zielpublikum wird scheints aber noch gesucht. Sind es die (vorwiegend Wiener) externen Gäste? Sollen es die Stockerauer Bürger sein? Will man die Umlandgemeinden und -städte ansprechen? Weder bei der Stückauswahl noch bei der Kommunikation lässt sich ein entsprechender Schwerpunkt erkennen. Entsprechend lau zeigte sich dann auch der Zuschauerandrang.

5. Der gemeinnützige Kooperationspartner
Mit dem psychosozialen Zentrum wurde ein lokaler Partner gewählt, für den am Ende der Vorstellungen eifrig Spenden gesammelt wurden. Die Wahl des Partners erscheint bei einem Stück, in dem eine psychiatrische Einrichtung aufgrund mehr als fragwürdiger Behandlungsmethoden mehrere Menschenleben fordert, durchwegs interessant - auch im positiven Sinne. Der wohlgesonnene Besucher wünscht sich beim Spendenaufruf allerdings keine Ansage wie "die Institution braucht einen Bus für Ausflüge und einen Clubraum" sondern eher wie "wir sind froh dass die Klienten dort besser behandelt werden, als jene im Stück".

Aus Verbundenheit mit meiner Heimatstadt, aus persönlicher Sympathie für den Intendanten und aus Interesse werden ich auch im nächsten Jahr wieder die Festspiele besuchen.
Ob die gerade stattfindende Evaluierung seitens der maßgeblichen Player zu einer Verbesserung mancher Rahmenbedingungen führt, wird sich zeigen.

robe

Mittwoch, 12. Februar 2014

Hypopleite

Die Hypo-Pleite als Segen für die Regierung

Die Rettung der Hypo Alpe Adria wird den Steuerzahler noch teuer kommen. So hört man landauf landab diese Tage und dagegen kann man auch nichts sagen, die Regierung wird (oder kann) aber ihren Vorteil daraus ziehen

Die "Rettung" der (Staats)Bank unter Beteiligung privater Banken ist wenig überraschend gescheitert. So muss nun die öffentliche Hand die Abwicklung alleine übernehmen, eine Bad Bank (liebevoll Anstalt öffentlichen Rechts genannt) gründen und auf einmal Haftungen in Höhe von rund 20 Milliarden Euro schultern.

Wenn somit die öffentlichen Finanzschulden quasi über Nacht von rund 200 auf rund 220 Milliarden klettern und die Maastricht-relevante Verschuldung plötzlich rund 80 statt rund 73 Prozent des BIP betragen, so mag das auf den ersten Blick katastrophal klingen, doch stecken darin auch ungeahnte Vorteile (für die Regierung).

Ja, ich meine das ernst - die Regierung wird (wenngleich jetzt viel gescholten) von dieser teuren Rettung profitieren.

1. Schulden machen, spielt keine Rolle

Zunächst signalisieren die Rating-Agenturen dass es unmittelbar zu keiner Herabstufung Österreichs kommt (die nach dem Konkurs der Bank als second worst case propagierte nunmehrige Lösung wurde bereits vorhergesehen und die jüngsten Entwicklungen bereits eingepreist). Ist doch toll - +10% mehr Schulden auf einmal und niemanden (in der Finanzwelt) kratzt das. Das ist ja eine hervorragende Perspektive für künftige (weitere) Neuverschuldungen.

2. Schulden, die man hat und niemanden stören, muss man auch nicht zurückzahlen

Verschiedene schlaue Köpfe haben bereits erklärt, dass die übernommenen Haftungen, die nun dem Defizit zugerechnet werden, nicht zwingend in dieser Höhe schlagend werden müssen. Sprich wenn nicht jeder (fragwürdige) Kredit künftig uneinbringlich ist (was ja auch nicht zu erwarten ist), würde die reale Belastung weit geringer ausfallen. Die Regierung hat aber vielleicht gar kein Interesse daran auch nur einen Cent dieser doch nicht realisierten Verluste wieder defizitmindernd werden zu lassen.

Jetzt kommen wir nämlich zu dem Vorteil für die Regierung: Wenn wir die "Schulden" nun schon einmal haben - und sie niemanden wirklich stören - warum sollten wir sie dann zurückzahlen?

Im Klartext: Jegliche Außenstände, die die Anstalt öffentlichen Rechts eintreibt (entweder weil die gehaltenen Papiere oder gegebenen Kredite gar nicht so faul sind) werden nicht zur Reduktion des Schuldenstandes verwendet, sondern fließen wohl 1:1 budgetwirksam in den laufenden öffentlichen Haushalt und können dazu verwendet werden diverse Interessengruppen (Pensionisten, Bauern, Bahnbedienstete, Lehrer (oder kurz sämtliche Staatsbedienstete), Wirtschaftstreibende, Familien oder wer gerade das realpolitische Sagen hat) zu befriedigen. Die Zeche zahlt aber der Steuerzahler, der nicht das Glück hat von diesem Kastensystem zu profitieren.
Und so sitzen unsere Staatsspitzen bereits zusammen, stoßen mit Sekt an und freuen sich über die künftigen budgetären Möglichkeiten!

robe

PS: öffentlichkeitswirksam kann die Regierung jetzt auch noch den Banken die Schuld geben und populistisch die Bankenabgabe hinaufsetzen, wodurch Otto Normalverbraucher gleich noch einmal zur Kassen gebeten wird - diesmal aber direkt bei seiner Hausbank, die die Gebühren natürlich 1:1 weiterverrechnet.

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